Ich bin ganz geplättet von so viel konstruktiver (Nicht-)Kritik.
Aber langsam und im Einzelnen...
@wa
der erste drei verse wirken auf mich ein wenig verspielt [...] wird die Stimmung so habe ich jedenfalls das Gefühl um sehr vieles leichter, obwohl [...] die Bilder es ja nicht gerade sind
Eigentlich steh ich nicht unbedingt auf Reime, hier hat es sich aber so ergeben und irgendwie bin ich der Meinung, dass deine bemerkte Leichtigkeit als Distanz zu den beschriebenen Bildern fungiert. Als ob man etwas durch einen anderen Blickwinkel vollkommen losgelöst von jeglicher subjektiver Betroffenheit betrachtet.
dass jemand im vgl Mauern um sich aufbaute und zunächst zu feige war diese einzureißen ..."auf unbemerkten Eisen" steht dann wahrscheinlich für ein eigenes Gefängnis ein inneres oder so...wie gesagt, der klang von zuvor lässt mich eher zu dem "abtragen, hinweg " tendieren, womit eine positivere Stimme durchaus auch in diesen Zeilen lägen
Meiner Intention nach ist es eher ein hinweg/darüber kriechen, ähnlich wie Gletcher, alles in sich einnehmend und verdeckend, oder so.
"der Schritt nach vorne" ist immer etwas positives, Stillstand wäre eher die Umkehrung.
Jein, das stände in teilweisem Widerspruch zu „der schritt nach vorn kann auch der letzte sein“. Natürlich stellt dieser Schritt im Allgemeinen etwas Positives dar, birgt aber immer Risiko, und Veränderungen müssen ebenso keine guten sein.
vllt sagst du ja noch etwas dazu..ansonsten finde ich das Werk von den Bildern und der Sprache gut
Auf jeden Fall Danke. Allerdings möchte ich zu meinen Absichten bzgl. des Textes wenig sagen, es würde höchstwahrscheinlich bedeuten deine/eure Interpretationen zu zerstören, und das fände ich ausgesprochen schade – zu sehr gefällt mir die angesetzte Vielfältigkeit.
@ex
da sind flecken, die "geputzt" wurden, eigentlich weg sein müssten, irgendwie immer noch da, auch wenn theoretisch nicht sichtbar
Ähm ja, vielleicht auch deswegen, weil die eigentliche Ursache nur mit bloßem Übertünchen der Symptome bekämpft wird. //Nice die eigenen Texte neu zu interpretieren.
tropfsteinhöhlenflair
gefällt mir in diesem Zusammenhang sehr gut, lässt mich weiter und in andere Richtungen denken.
sie wachsen zum betrachter herunter
Das Gefühl hatte ich bei längerem Hinstarren auch.
aufgeweichte böden bieten keinen halt, sind unzuverlässig, "schwimmen weg" [...] graue orientierungslosig
Geh ich mit.
hier kann ich deine intention nicht ganz nachvollziehen, den text in einer strophe mit trennikolons zu verpacken
Wie du siehst habe ich die Form schon abgeändert. Eigentlich, und das ist eher eine subjektive Ansicht, sagen mir Texte in Blockform eher zu, nichtsdestotrotz wollte ich eine Trennung. Mit dieser Aufteilung kann ich mich aber auch anfreunden.
mauern sind ja per definitionem etwas im weg stehendes, hinderndes, negatives; doch: vertrauensbruch, sogar schon von einem "feind". wenn man sich nicht mal auf den verlassen kann, liegt etwas sehr im argen
[...]was mich schmunzeln lässt. dieses bild parodiert mit gebrochenem vertrauen. das unbemerkte eisen gefällt mir zwar gut, ich kann es aber nicht richtig einbringen
//Nein, ich habe HP nicht gelesen, obwohl ich der Annahme bin es würde mir gefallen.
Basierend auf deiner Interpretation des gebrochenen Vertrauens würde es für mich bedeuten, dass trotz alledem eine gewisse Basis, ein unsichtbarer Zusammenhang besteht ... und hier sollte ich vielleicht schweigen, sonst behaupten böse Zungen womöglich nachher, das ein gewisser biografischer Zusammenhang besteht, der aber rein gar nichts mit der Autorinintention zu tun hat. ;-)
Eigentlich waren hier die Eisenträger Vater des Gedankens.
"der schritt nach vorn kann auch nicht das glas verwehren"
hm, schwierig. wenn da stünde: "den schritt nach vorn..." käme ich klarer. aber so sind mir die beiden verse
Hmm, der Schritt muss ja nicht unbedingt in einem Zusammenhang mit dem Glas stehen (kann es aber nach längerem Grübeln sehr gut). Ich versuche es mal so:
- der letzte blick/ aufblicken/ durch Glas (in unserer modernen Architektur wird ja scheinbar nur noch mit Glas gebaut)
- blicke nicht das glas verwehren , wobei ich weiß, dass es eigentlich andersrum heißen müsste, also glas verwehrt blicke nicht, oder so ähnlich, das wiederum turnt mich phonetisch ziemlich ab
- ach ja, und jetzt könnte man diesen Blick-Glas- Kontext beliebig weiter interpretieren
offenherzig" wirkt lang und deplatziert. "nebst den" geht gar nicht. ich stelle mir das gerade von dir ausgesprochen vor und muss heimlich lachen. es klingt gezwungen und nur schwer formbar
Ja, „offenherzig“ ist nicht unbedingt meine erste Wahl, ich suche aber immernoch nach einem passenderen Ausdruck.
Und „nebst den“ finde ich schön, irgendwie auch schön altmodisch. Ich habe den Text, als ich mir gar nicht mehr sicher war wie er klingt und wirkt, als Audioversion „light“ auf mein Handy gesprochen /*räusper, sehr unprof, ich weiß*/, aber vielleicht sollte ich doch mal eine richtige Audio daraus machen, damit du es dir nicht nur vorstellen musst. Ich bin bereit es in einen simples „neben“ zu ändern, aber scheinbar bist du der Einzige, der mit dem Wort ein Problem hat.
schach ist plan-, vorrausberechenbar. hier jedoch wird schon seit jahren ausgeharrt und sich einfach nicht entschieden. unschlüssigkeit macht sich breit; etwas versprochenes wird vielleicht nicht eingehalten, kann nicht. genau wie das bauvorhaben: bunte fliesen bleiben ungesetzt, der farbige traum bleibt einer in diesem graubefleckten treppenhaus.
Sehr willkommene Interpretation.
zum titel fällt mir viel ein, zuviel, passendes und unpassendes
Titel sind des öfteren nur Schall und Rauch, aber ich assoziiere damit ein zur-Seite-blicken. Motivation - unbegründet, aber wie bei wa basch schon angemerkt, ein Blick zur Seite ermöglicht oft eine differenziertere und objektivere Sicht auf die Dinge.
Unspannender Ursprung des Textes ist ein Matheseminar in einem der HSZ-Räume, schön, dass man trotzdem oder gerade deshalb viel hineindeuten kann.
@schwarzauge
Auch deine assoziierten Bilder gefallen mir und entstehen vor meinem schwelgenden geistigen Auge.
Interessant finde ich, dass du die ersten beiden Absätze verändern würdest, welche aus meiner Sicht so stehen bleiben sollten wie sie sind. Dabei stören mich vor allem das „umputzt“ in Z1 und das „verspringende“ in Z4. Umputzt ist, denke ich, etwas vollkommen anderes als überputzt. Verspringen klingt wiederum, als ob der Sprung in eine andere Richtung hätte ausgeführt werden sollen – vorstellbar, aber nicht meiner Absicht entsprechend.
„auf kaum merklichem eisen“ ist okay, aber ich verbleibe auch hier bei meiner Ursprungsversion, da hier das Eisen zwar kaum, aber dennoch bemerkt wird. Im Zusammenhang mit einem halb verfallenen Haus wie gesagt durchaus vorstellbar.
Mit den restlichen Zeilen scheinst du im Gegensatz zu exmaex kein Problem zu haben. ;-)
für eure ausführlichen Kommentare dankend,
Violett