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feuertänzer, flammenzähmer

Beitragvon turmfalke » Di 16 Dez, 2008 21:28


[size=85:1y090s2k]feuertänzer, flammenzähmer

mit dem brandstift
funken in die wimpern

mal mir blumen und
räder wie klatschmohn
in die nacht
bis der sand die zeit
zu glas schmilzt
und uns die augen
verklebt mit kindheit[/size]
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Re: feuertänzer, flammenzähmer

Beitragvon Ruelfig » Di 16 Dez, 2008 22:33


Ein kontrolliertes Brennen und die Zeit läuft rückwärts, das Ergebnis geht dem Ereignis voraus. Das scheint widersprüchlich und der Klang gefällt mir, laut gelesen. Das einzige, was es nicht gebraucht hätte, ist das Wörtchen "wie". Blumen, Räder wie Klatschmohn, warum braucht es hier einen Vergleich? Wie ist so schwach, rückbezüglich auf ein (vermeintlich) gemeinsames Terrain für Schreiber und Leser. Da gäbe es doch sicher vielleicht andere kleine Wörter. Aber egal, gerne gelesen,
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Re: feuertänzer, flammenzähmer

Beitragvon Exe » Mi 17 Dez, 2008 08:50


Hallo Falke,

mir gefallen Deine Bilder, die ich nicht unbedingt rückwärts-laufend, sondern eher als ein in sich verdrehtes Ursache-Wirkung-Prinzip lese. Dieses verleiht dem Gedicht den berühmt-berüchtigten roten Faden, der aufgrund Deiner (uneinheitlichen) Bilderwahl nicht von vornherein gegeben ist.

Ich schließe mich jedoch Ruelfig's Kritik an. Der Vergleich wirkt überflüssig, wenn nicht gar störend - vor allem, weil er den Sprachfluss aufhält. Und obwohl die Aussage dadurch stark verändert würde (und Dir das Bild der Mohnblüte abhanden käme), schlage ich Dir einfach mal meine liebste Variante vor:
mal mir blumen und
räder klatschen
in die nacht (...)

Das Klatschen läse ich einerseits als (ins Dunkel gerichteten, folglich ironischen) Beifall, anderseits als Tratsch bzw. als ein um-die-Ohren-Hauen.

Eine weitere Stelle, an der die Sprache etwas holpert, ist S2, Z5&6 und könnte m.E. mit Hilfe einer Partizipialkonstruktion entschärft werden:
(...)bis der sand die zeit
zu glas schmelzend
uns die augen
verklebt mit kindheit


Zu guter Letzt frage ich mich, ob es tatsächlich der vierfachen Verwendung des Feuerbildes im Titel und in S1, Z1&2 bedarf: Feuer, Flammen, Brand und Funken - ist das nicht etwas zuviel des Guten?

Obschon ich mal wieder am Meckern bin: ich habe es wirklich gerne gelesen!
LG Exe
[size=90:2gycpw5q]die welt wird umso eckiger, je mehr wir daran feilen[/size]
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Re: feuertänzer, flammenzähmer

Beitragvon turmfalke » Mi 17 Dez, 2008 16:58


Hallo Ruelfig,

Deine Leseweise gefällt mir und es freut mich, dass du mein Gedicht gern gelesen hast. Die Kritik am "wie" kann ich nachvollziehen. Ich empfinde es zwar selbst nicht als besonders störend, aber ich kann es verstehen. Mir fällt nur kein eintauschbares Wort ein, oder eine Lösung, wie man mit der Wortstellung etwas ändern könnte...
Danke für deinen Kommentar.

Hallo Exe,

Deine Variante der ersten Hälfte der ersten Strophe ist sehr hübsch, aber leider käme mir dabei tatsächlich der Klatschmohn abhanden, der mir ziemlich wichtig ist.
Vielleicht hätte ich doch die Widmung unter dem Gedicht stehen lassen sollen, aber ich dachte, der Titel gibt schon genug weg. Das Gedicht ist über Staubfinger, meine liebste Buchfigur. In der Tintenwelttrilogie von Cornelia Funke ist er ein Feuerspucker, der unter anderem die Beinamen Feuertänzer und Flammenzähmer trägt.
Jedenfalls formt Staubfinger gern klatschmohnartige Blumen aus Feuer, daher also der Klatschmohn im Gedicht.

Dein zweiter Vorschlag hingegen bringt mich ins Schwanken, er gefällt mir zwar, aber ich habe irgendwie ein Problem mit diesen... wie nennt man die? Zustandswörtern? Also schmelzend, laufend, weinend und so fort meine ich.
Vielleicht gibt es da noch eine andere Lösung, mir fällt bloß gerade keine ein.
Danke jedenfalls für deinen Kommentar, ich werd auf jeden Fall über deinen zweiten Vorschlag nachdenken.

Liebste Grüße,
falke
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