Optimistische, fröhliche Gedichte

Frühstück im Januar

Beitragvon Alcedo » Fr 23 Jan, 2009 08:59


Frühstück im Januar


Ein Kormoran fliegt
neckarabwärts
durch den Regenbogen.

Durch Rot, durch Gelb,
durch Blau.
Bei Blau schaltet sich
die Straßenbeleuchtung
aus.

Acht Uhr sieben.
Hochlandkaffee,
ein Stück Brot
mit Kürbis-Quitten-Leckwar,
in der gleichen Farbe
wie die Lichter der Schleuse, die

keinen Dämmerungsschalter haben.

Ich frühstücke
ohne künstliches Licht
am dreiundzwanzigsten Januar,

aber mit heftiger Morgenröte
im rostigen
Osten,
mit einem warmen Bett
im dunklen
Süden,
einem Sturmtief von
West und
mit einem Regenbogen
gen Mitternacht.

Das schmeckt.
Alcedo
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Re: Frühstück im Januar

Beitragvon Perry » Fr 13 Feb, 2009 16:24


Hallo Alcedo,
gefällt mir, wie du hier die Außenbilder in die innere Gemütsverfassung eingewebt hast. Bis auf eine Seltsamkeit (Bei Blau schaltet sich die Straßenbeleuchtung ein) und einen kleinen zeitlichen Ausflug nach Mitternacht habe ich gern mitgefrühstückt.
LG
Perry
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Re: Frühstück im Januar

Beitragvon Alcedo » Sa 14 Feb, 2009 05:36


danke euch für das feedback.
hatte hier vergessen Marmelade abzuändern: Marmelade durch Leckwar ersetzt.

@Mo.-:
der Kormoran ist in unseren Breiten kein Zugvogel mehr. er ist zum Stand- und Strichvogel geworden. sprich, er hält sich im Winter dort auf, wo Gewässer nicht zugefroren sind. an den Schleusen am Neckar hat er die letzten Winter und auch heuer im Unterwasser immer eisfreies Jagdgebiet gehabt.

es gefällt mir sehr wie du die geographischen Koordinaten gesucht hast. du verallgemeinerst aber leider sträflich die Fließrichtung des Neckars. der Fluss bildet ja mitnichten einen Strich von Süd nach Nord, sondern schlängelt sich in verschiedenen Himmelsrichtungen über die Landkarte, beziehungsweise durchs Gelände: vom Plochinger Knie (ein 90°-Richtungswechsel!) bis nach Stuttgart hinein, sogar ziemlich gut Richtung Westen (fast so sehr wie bei Heidelberg). eigentlich habe ich so viele Daten in den Text gepackt, dass sich damit genau ausrechnen lässt, wo ... oha! das will ich ja gar nicht... nun ja, der 40°-Regenbogen-Winkel (wie du korrekt skizziert hast) hat ja zum Glück eine gewisse plus/minus-Toleranz, durch die Streuung des Lichtes. übrigens kann man zeitgleich meist zwei weitere schwächere Regenbogen ausmachen, einige Grad daneben. gut. den Vorwurf des Unauthentizität nimmst du also bitte zurück.

noch ein kleiner Tipp von mir: Regenbögen gibt es nicht nur weit entfernt am Himmel, sondern in Gebirgsbächen zum Beispiel, auch aus nächster Nähe - da kann man trefflich mit einsteigen und sich einen drauf runterholen. dann spritzt dein Kobold mit dem Spühnebel um die Wette. irgendwo hab ich noch ein Gedicht zu der Thematik - muss es mal suchen.

@evilsuperbitch:
wenn du Zeit hast, würdest du bitte den gesamten Text nach deinen Vorstellungen umbrechen? ich würde das gerne sehen. in deinem Beispiel trennst du zu meinem Erstaunen zwei Wörter, die ich auf keinen Fall separieren wollte:
künstliches & Licht.
jene dreizeilige Strophe könnte ich aber alternativ so zweizeilig bringen:

Ich frühstücke ohne künstliches Licht
am dreiundzwanzigsten Januar,


ja, gefällt mir sogar besser.


@perry:
Mitternacht steht für den Norden. es bleibt also eine Himmelsrichtung und kein zeitlicher Ausreisser. ich weiß zwar, dass es eine altertümliche Bezeichnung ist, aber ich denke sie ist noch bekannt.
und die Beleuchtung schaltete sich a u s, nicht ein.

Grüße
Alcedo
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