Gedichte, die gesellschaftliche oder politische Themen behandeln

Eine Brief lesende Lege

Beitragvon AmHain » Do 29 Jan, 2009 17:53


Eine Brief lesende Lege

schreibend in jägerbahnen
als anderer durchweg
ihr hörer von warnungen
die tief in euch versteckt

ersehnt ihr jene tage
alles reisen: reisen war
mit jedem schritt folgten fragen
"wars nah beinahe? ist fern = nah"?

vorbei zieht das gelächter
grimassiert zum stummen schrei
vor dem tore -ohne wächter
alles/nichts wird einerlei

der schluß verschenkt sich offen
hält sich abermals versteckt
wer es wagt der kann noch hoffen
wer es wagt ist bald verrückt
[size=85:2qt21sdr]gitt daun
se riesen tu gitt hai
is se riesen tu gitt daun[/size]
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Re: Eine Brief lesende Lege

Beitragvon AmHain » Fr 30 Jan, 2009 03:44


Gruß an das Meteferkel!

Und nein, Es braucht Kierkegaard nicht im Grabe umzudrehen; obwohl das sicherlich keine schlechte Umgegend wäre, denn - auch auf die Gefahr hin, der Über-Schrift und allem anbei zu viel aufzubürden - wir befinden uns wahrlich im Reich des Existenzialismus.

Heidegger war es nämlich, der, sicherlich auch in polysemischer Verstrickung, den griech. Logos als "Lesende Lege" übersetzte!
Der Brief (vorzugsweise, ein recht adressierter) wäre mithin eine Annährung an die Geschichte der Philosophie überhaupt, "man" könnte sie doch auch als die Geschichte von Briefsendungen verstehen; Briefsendungen die immer wieder, von Plato bis in die Postmoderne, Empfänger fanden und finden.

Die Brief lesende Lege/Die Brief lesende Vernunft also!
oder
Die Geburt der Vernunft aus dem Geist der Leiblichkeit, dem Unhintergehbaren, sogar Unbewussten? Vielleicht.

Das ist eine große Spannweite, dessen bin ich mir bewußt und sehr wahrscheinlich erteile ich auch nur die Karikatur einer Erklärung. Und trotzdem: Ich tue was ich kann...weiter?weier!

Führten dich Jägerbahnen zur Höhlenmalerei?

Ich will das gar nicht verneinen, obschon ich das Bild eines neugierig und angespannt suchenden Blickes vor Augen habe; innerlich so gestimmt, die an ihn adressierten Botschaften entdecken und den Kniff des dahinterliegenden Sinnes begreifen zu müssen und der gleichzeitig, im selben Augenblick, einen Mechanismus in Gang setzt, der, triebhaft, "fast" automatisch, der geradlinigen Intentionalität dient; besser dienen muß und folglich jeden Umweg vermeiden wird.

Wer oder was ist die innere Stimme? Woher kommt sie, wenn nicht von innen heraus? Ist es das Gewissen, eine christlich-abendländisch Anleihe; oder Freud zugewandt einfach ein Schuldkomplex?

Nochmals vielleicht.

Dann gibst du mir eine Antwort auf die Frage "wie nah/wie fern". Sie lautet jain--darauf folgt noch eine Frage--ob ich denn noch da sei? Ja?
Zunächst einmal glaube ich nicht, dass das Nähe/Ferne-Problem, wenn ich es so nennen darf, eindeutig zu klären ist. Das Problem der Authentizität, ob jemand in seinem Da-sein wohnt oder nicht, ist ein in seiner Einfachheit herausragendes Paradoxon unserer Zeit.
Wie soll eine dem Mythos der Individualität anhaftende Konstellation mit ihrer Außenwelt Kontakt aufnehmen, wenn der metaphysisch überhöhte objektive Zu-oderAusgang zu ihr versperrt ist; während sie im selben Atemzug und mit jedem Wort, (jedem gesprochene Wort?) der Logik der Sprache folgen muß, die durchaus mißverständlich klar macht, das in ihrem Haus die "Ich-Welt-Konstruktion" (Subjekt-Objekt Trennung) vorherrscht?
Hm
Bin Ich da? Wo jetzt ganau?

Jedenfalls erstirbt das Gelächter im qualitativen Sprung und erstarrt zum stummen Schrei. Das Nichts schürt die Angst und alles "uneigentliche" verzieht sich zum/ins "eigentliche". Abrupt, ohne Vorwarnung und Masterplan.
Neue Tafeln, neue Werte!
Der Nihilismus schaustellt den Zombie der Philosophie (da muß sie durch), er tut so als ob...ihn alles nur oberflächlich berühren könnte und doch...die bedeutungsschweren Sehnsuchtsblasen: lieben ihren Homer, den Heimkehrer schlechthin!
Nicht nur "alles ejal" sondern auch "nur ein Gott kann uns noch helfen"!

Sollte der Leser sich verarscht fühlen? Nein!

Der Schluß schenkt sich her--er tritt offen zu tage, entbirgt sich (um noch mehr zu heideggern), ist evident--vielleicht schon zu evident, wurde seit langem und immer schon übergangen und sein Erscheinen lässt ihn weiterhin verborgen--verdeckt ihn, wie der Schleier der Maya das Drängen des blinden und richtungslosen Willens. Von daher hast du schon ganz recht: Die opake Transparenz wäre auch als sich verdeckende Offenbarkeit zu fassen. Oft kommt mir bei solchen Erörterungen der "Platzhalter" in den Sinn, kurz "Etwas für Etwas"....
Es tut mir leid so elliptisch ausschweifend antworten zu müssen, anders kriege ich das nicht hin...sagen wir so: Er hat sich bemüht.

Der Schluß:
Selbstverständlich hast du die verkackstützte Emphase schon längst bemerkt. Gleichwohl gehört das Donnergrollen existentieller Prophetie durchaus in diesen Kontext; und bleibt mir mein Versuch....einen roten Faden in meine Fragen zu weben.

Ob nun die Verrücktheit die Hoffnung gebiert/ankert oder umgekehrt...wer weiß.
Ich will das nicht entscheiden. Vielleicht muß man verrückt sein, um glauben und hoffen zu können. Denk dir nicht so sehr den ultimativen psychotischen Welt/Ich-Verlust, lieber wäre mir da der alltägliche Wahnsinn und das Abnorme im Normalen selbst. Ein einzelnes Ich ist eine verrückte Sache, finde ich, selbiges hat es bis vor kurzem noch nicht gegeben. Man könnte auch sagen, dass mit der Geburt der Geisteswissenschaft Etwas wildwuchernd mitwuchs, das wir heute, und seiner priviligierten Satzstellung folgend, einfach....ganzganz einfach voraussetzen.
Verreckt hätte mir übrigens auch gefallen....Nichts für Ungut
Sorry nochmals für das Gewäsch, aber meine Punkte neigen dazu, an den Rändern auszufransen.

Verneige mich kulturkrüppelhaft und wese bis auf weiteres ab
AmHain
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