Gedichte, die gesellschaftliche oder politische Themen behandeln

Re: habHaft

Beitragvon M.C.Bertram » So 14 Feb, 2010 14:09


Hallo rivus,

spontan fliege ich auf die treffsicher gewählte Widersprüchlichkeit dieser Bilder. Während der biologische Vogel - wahrscheinlich ein glänzender Rabe - gut in der Luft liegt, bedeutet aufzufliegen für den Pechvogel im übertragenen Sinne Schmach.

Das LI (bzw. sein Animagus) bleibt durchgehend doppeldeutig. Indem er Luft holen und abstreichen kann /muß gewinnt er eine neue Dimension. Er kann nicht zurück, denn bleibende schwarze Fragen verhindern unter Strafandrohung das Heimweh.

Den Text lese ich als erzwungene Wendung, die zunächst Mühe macht, aber vllt den Lebensweg beflügelt. Aufgrund der gelungenen Verdichtung in hoher Qualität. gruß mcb
M.C.Bertram
Mitglied
Mitglied
 
Beiträge: 80
Registriert: Sa 27 Jun, 2009 17:51
Eigene Werke
 

Re: habHaft

Beitragvon rivus » Mi 17 Feb, 2010 23:02


hallo mcb,

danke für dein spontanes auffliegen ;) dein komm trifft meine intention :) u. so können wir gemeinsam mit dem lyrich auch wegfliegen!


gruß rivus
Benutzeravatar
rivus
Moderator
Moderator
 
Beiträge: 2989
{ IMAGES }: 0
Registriert: Sa 27 Sep, 2008 09:19
Wohnort: Am Rand der Welt
Eigene Werke
 

Re: habHaft

Beitragvon Wolfgang » Sa 20 Feb, 2010 14:53


Hallo rivus,

es spricht mich an, wie Du mit Worten spielst: habHaft, abgestrichen - aufgeflogen und zum Schluss: heimWeh.

Wenn es anfangs heißt, dass der Pechvogel am Ende ist, so ist das doppelt zu verstehen: er fühlt sich leer und verbraucht, aber er steht auch an der Schwelle einer neuen Entwicklung.

Durch das Wort: habHaft, wird ausgedrückt, dass hier jemand ein Ziel verfolgt hat und gescheitert ist. Sein Wunsch, sein Drang, wurde ihm zur Falle. Da er aufgeflogen ist, muss es dabei nicht ganz ehrlich zugegangen sein. Soll wohl eine Anspielung sein auf: In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt. Und der Verlierer ist eben ein Pechvogel.

Da die Fragen schwarz bleiben, also nicht gestellt werden/ werden dürfen, weil es Prügel setzt. Von der Gewinnerin? Das lyr. Ich verspürt jedoch keine Lust auf Wiederholung und so ist es konsequent, dass es von den Gleisen geht. Denn würde es bleiben, wäre es auch nur ein Verlierer. So aber bleibt die Gelegenheit für einen neuen Anfang. Allerdings irgendwo in der Fremde.

Was Dein Gedicht letzten Endes bedeutet, kannst nur Du sagen, aber ich glaube, ich liege nicht sehr falsch, wenn ich behaupte, es geht darum, dass man nicht aufgeben soll, egal wie sehr man von anderen niedergemacht worden ist.

Gefällt mir gut.

Viele Grüße

Wolfgang
Wolfgang
Neu
Neu
 
Beiträge: 26
Registriert: Fr 19 Feb, 2010 22:09
Eigene Werke
 

Re: habHaft

Beitragvon rivus » Di 23 Feb, 2010 09:20


hallo wolfgang,
danke, für dein lesen. es freut mich, dass dir die wortspielerei gefällt. mit deiner interpretation hast du praktisch - assoziationen sind immer frei, erlaubt u. erfreuen u. erstaunen (erschrecken mitunter :D bei dir hier nicht ;) .) jeden schaffenden - den spielraum des textes bereichert. die ansiedlung ins spannungsfeld von liebe u. krieg erweitert das lyr.ichlebensfeld.

im textansatz ist auch: das lyrich ist eigentich am ende, hat das ende auch im sinn u. kann gottseidank einer wahrhaft habhaftigen eingebung, auftständischen wendung folgend sein pechkleid, die tunica externa abstreichen. es muss jedoch feststellen, dass das pech als restprügellast fast wie eine tunica intima mitgenommen wurde. es hat dennoch die kraft, mit den bleibenden, seinshemmenden bohrfragen, jedoch ohne lust auf rückkehr in alte lebensverhältnisse, von den schienen wegzukommen. sozusagen könnte im bertramschen sinne der verwandelte animagus nun seine flügelkräfte entfalten.

grüße, rivus
Benutzeravatar
rivus
Moderator
Moderator
 
Beiträge: 2989
{ IMAGES }: 0
Registriert: Sa 27 Sep, 2008 09:19
Wohnort: Am Rand der Welt
Eigene Werke
 

Zurück zu Schmelztiegel

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste

cron