Pessimistische Lyrik

Kopfkrampf

Beitragvon Keyla » Mo 16 Aug, 2010 21:23


Wohlige Dämpfe wabbern
durch düstere Gefilde.

Durch Hirnregionen,
westlich, östlich.

Durch rote Fetzen, Schlieren
und blaue Felder.

Durch gelbe Gedanken
und schwarze Abgründe.

Verkrampfte Dämpfe,
riechen nach Lavendel,
mitten in meinem Sein.

Verkrampfter Kopf,
es zieht, es windet, es dreht,
es verwirrt, stagniert und lebt,
wie räuchernde Orchideen.

Verkrampfter Kopf,
verkrampftes Sein,
verkrampfte Welt,
ich lass es nicht sein.

Kopfkrampf,
so komm und bleib,
wir kümmern uns,
um unseren Krampf,
wir verstehen uns,
mit blinder Hand.

Du Orchidee,
des blauen Dunst.

Komm und bleib,
ich will Deine Gunst
in den verwegensten Farben sehn.

Der Nebel in dem rauchend blau,
wird bald schon meine Seele sein.

Wir verstehen uns,
wir stehen auf Abwegen.
"Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen."
Keyla
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Re: Kopfkrampf

Beitragvon Le_Freddy » Mi 18 Aug, 2010 00:04


hey key!
so. hier mein kommentar. früher als angekündigt weil ich mich weigere jetzt schlafen zu gehen. außerdem bin ich noch garnicht (gelogen) müde. aber von vorne:

ich verstehe dieses formale geklingel hier nicht. also die art wie es aufgeschrieben ist wirkt arg sinnlos auf mich. ein beispiel:

Wohlige Dämpfe wabbern
durch düstere Gefilde.

Durch Hirnregionen,
westlich, östlich.

Durch rote Fetzen, Schlieren
und blaue Felder.

Durch gelbe Gedanken
und schwarze Abgründe.


warum die leerzeilen dazwischen? und warum die zeilenumbrüche? was ginge denn hierbei verloren?:

Wohlige Dämpfe wabbern durch düstere Gefilde.
Durch Hirnregionen, westlich, östlich.
Durch rote Fetzen, Schlieren und blaue Felder.
Durch gelbe Gedanken und schwarze Abgründe.


nichts. im gegenteil, es ist viel einfacher und flüssiger zu lesen.
hier offenbart sich außerdem eine gewisse regelmäßigkeit, nämlich dass die Verse 5, 4, 5 und 4 - hebig sind, wenngleich sie durchaus rythmischer glättung bedürften. (das übrigens auch in deiner schreibweise.)
für die weitere kritik bleib ich mal bei der von mir zusammengezogenen fassung, weil es so einfacher und überichtlicher ist und außerdem deine 5te und 6te zeile nunmal einen (im übrigen schönen) vers bilden.


Wohlige Dämpfe wabbern(/) durch düstere Gefilde, [<-Komma]
durch Hirnregionen,(/) westlich, östlich.
durch rote Fetzen, Schlieren(/) und blaue Felder.
durch gelbe Gedanken und(/) schwarze Abgründe.


in fett: wäre so wohl am sinnigsten. wenn du weiterhin accent auf die gefilde legen möchtest tu statt "," ein ":"(edit: Doppelpunkt) und dann sollte vllt das "durch" durch "die" erstetzt werden, dann wäre außerdem schon etwas mehr bewegung im wortschatz. allerdings ist der (hier) dritte vers mit "durch" eingeleitet besser.

in blau: "wohlige" und "wabbern", alliterieren ja fein, aber von der geschwindigkeit her passt "wabern" besser. zu beginn stand dort mal "wappern", das hätte ich als überzeichnet durchgehen lassen - allerdings ist der resttext dafür nicht ironisch genug.

in rot/orange: rot, blau, gelb, schwarz...
a)"gelb" und "schwarz" sind total langweilig eingesetzt
b)diese farbspielerei wäre selbst ohne a) irgendwann erschöpft. gelb und schwarz sind einfach zu viel.
c)das ist alles recht bunt für "düstere Gefilde"?

Verkrampfter Kopf,
es zieht, es windet, es dreht,
es verwirrt, stagniert und lebt,
wie räuchernde Orchideen.


erstens: (und jetzt mal allgemeiner)
Kopfkrampf bzw verkrampfter kopf kommen hier so oft vor, dass es einfach lächerlich wirkt. wenn der titel schon "Kopfkrampf" lautet, was mir ohnehin etwas daneben erscheint, dann sollte man sich doch hüten, dieses wort oder ähnliches im text zu verwenden. dieses wort, aus dem / mit dem sicher einiges getan werden könnte nutzt sich, wenn es so exponiert im titel steht, leider schon vor dem lesen des eigentlichen textes ab.

so zur sache.
günstiger wäre hier geschrieben:

es zieht, es windet, es dreht,
verwirrt, stagniert und lebt,


passt rythmisch besser und klingt dann auch. apropos: der assonanzversuch von "dreht/lebt" auf Orchideen, geht durch die "e"-dopplung der "Orchideen" voll daneben.

Verkrampfter Kopf,
verkrampftes Sein,
verkrampfte Welt,
ich lass es nicht sein.

nein. (tut mir leid, da kann ich leider nichts weiter zu sagen)
_____________________________________________________________
hm hier muss ich diesen aufdröselungsversuch aufgeben. weil ich zum rest kaum noch konkretes zu sagen hätte.
ein paar kleinigkeiten:

"Gefilde" und "So komm und bleib" wirken enorm gestelzt und altertümelnd, un(natürlich/schön). ersteres hätte ich auch noch gerne verziehen, aber es passt auch nicht zum letzten teil des textes, der ja immerhin so viel einfacher spricht.

apostrophierung. so wäre das z.b. korrekt geschrieben, was sehr gut mit der genutzten sprache harmonieren würde.

Komm' und bleib',
ich will Deine Gunst
in den verwegensten Farben seh'n.


aber, ich wüsste gerne eins:
warum lässt du das "e" bei "sehen" weg, streichst es aber nicht bei "dürstere Gefilde"? hat das irgendeinen Grund?
Es wäre nämlich überaus notwendig: "durch düst're Gefilde." zu schreiben.




allgemein ist mir der text viel zu zusammnehangslos, wirft viel zu sehr mit bedeutungsschwerem um sich: "Welt", "Sein", "Kopf" "Dämpfe"/"Nebel", "Seele" undwasweißichnichtalles. dieser eine reim: "Dunst" und "Gunst" steht etwas mager und einsam da rum, wirkt zufällig. das gedicht gefällt mir also wirklich nicht.
schade, denn: Zu beginn war ich schnell entzückt von:
Wohlige Dämpfe wabbern
durch düstere Gefilde.

Durch Hirnregionen,
westlich, östlich.

Durch rote Fetzen, Schlieren
und blaue Felder.

wenngleich es auch einiger überarbeitung bedürfte: am anfang ist was brauchbares vorhanden, das verliert sich dann aber leider restlos.


ute nacht von:
fred

PS: (wenn auch OffTopic:) bisher gefällt mir "Zeitsprung" mit abstand am besten.
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Re: Kopfkrampf

Beitragvon Keyla » Do 19 Aug, 2010 10:32


Hallo Freddy,

super lieben Dank - für Deine nächtliche Arbeit, ich bin beeindruckt - Du sprichst viele Dinge an - über die ich mir nicht wirklich Gedanken gemacht habe und Du mich sicher weiterbringen werden.
Warum die Zeilenumbrüche? Zeilenumbrüche scheinen ein wichtiges Thema zu sein und Du hast es sehr eindrucksvoll demonstriert ( für mich als "Bauchschreiber ") - das es wirklich anders besser klingt und auch aussieht.

warum die leerzeilen dazwischen? und warum die zeilenumbrüche?

Wohlige Dämpfe wabbern durch düstere Gefilde.
Durch Hirnregionen, westlich, östlich.
Durch rote Fetzen, Schlieren und blaue Felder.
Durch gelbe Gedanken und schwarze Abgründe.


nichts. im gegenteil, es ist viel einfacher und flüssiger zu lesen.



Wohlige Dämpfe wabbern(/) durch düstere Gefilde, [<-Komma]
durch Hirnregionen,(/) westlich, östlich.
durch rote Fetzen, Schlieren(/) und blaue Felder.
durch gelbe Gedanken und(/) schwarze Abgründe.




in blau: "wohlige" und "wabbern", alliterieren ja fein, aber von der geschwindigkeit her passt "wabern" besser. zu beginn stand dort mal "wappern", das hätte ich als überzeichnet durchgehen lassen - allerdings ist der resttext dafür nicht ironisch genug.

in rot/orange: rot, blau, gelb, schwarz...
a)"gelb" und "schwarz" sind total langweilig eingesetzt
b)diese farbspielerei wäre selbst ohne a) irgendwann erschöpft. gelb und schwarz sind einfach zu viel.
c)das ist alles recht bunt für "düstere Gefilde"?

Das stimmt - es ist zu "bunt" - mitunter arbeite ich gerne mit Gegensätzlichkeiten, vielleicht - der Rest "Leben" - der trotzallem noch bunt in dem düsteren Gefilde bleibt?
Daa werde ich nochmal darüber nachdenken, auch über die Farben.



erstens: (und jetzt mal allgemeiner)
Kopfkrampf bzw verkrampfter kopf kommen hier so oft vor, dass es einfach lächerlich wirkt. wenn der titel schon "Kopfkrampf" lautet, was mir ohnehin etwas daneben erscheint, dann sollte man sich doch hüten, dieses wort oder ähnliches im text zu verwenden. dieses wort, aus dem / mit dem sicher einiges getan werden könnte nutzt sich, wenn es so exponiert im titel steht, leider schon vor dem lesen des eigentlichen textes ab.

Da hast Du wieder Recht - es stimmt - viel zu häufig verwendet - habe ich immer die rosarote Brille auf, wenn ich meine Texte lesen :D ?
Jedenfalls wieder ein sehr guter Kritikpunkt und Ansatz.




___________________________________________________________
ein paar kleinigkeiten:

"Gefilde" und "So komm und bleib" wirken enorm gestelzt und altertümelnd, un(natürlich/schön). ersteres hätte ich auch noch gerne verziehen, aber es passt auch nicht zum letzten teil des textes, der ja immerhin so viel einfacher spricht.

apostrophierung. so wäre das z.b. korrekt geschrieben, was sehr gut mit der genutzten sprache harmonieren würde.

Komm' und bleib',
ich will Deine Gunst
in den verwegensten Farben seh'n.


aber, ich wüsste gerne eins:
warum lässt du das "e" bei "sehen" weg, streichst es aber nicht bei "dürstere Gefilde"? hat das irgendeinen Grund?
Es wäre nämlich überaus notwendig: "durch düst're Gefilde." zu schreiben.

Jap, auch das werde ich mir zu Herzen nehmen.




allgemein ist mir der text viel zu zusammnehangslos, wirft viel zu sehr mit bedeutungsschwerem um sich: "Welt", "Sein", "Kopf" "Dämpfe"/"Nebel", "Seele" undwasweißichnichtalles. dieser eine reim: "Dunst" und "Gunst" steht etwas mager und einsam da rum, wirkt zufällig. das gedicht gefällt mir also wirklich nicht.
schade, denn: Zu beginn war ich schnell entzückt von:
Wohlige Dämpfe wabbern
durch düstere Gefilde.

Durch Hirnregionen,
westlich, östlich.

Durch rote Fetzen, Schlieren
und blaue Felder.

wenngleich es auch einiger überarbeitung bedürfte: am anfang ist was brauchbares vorhanden, das verliert sich dann aber leider restlos.

Ja - bedeutungsschwer - schreibe ich gerne, auch bevorzuge ich wohl oft "altertümelnde" Sprache. Ich kann jetzt wieder schreiben - das ich intuitiv schreibe, und von daher wirken meine Texte vielleicht zusammen gewürfelt und vielleicht sind sie es auch.
Jedenfalls eine super Kritik, danke Dir - ich werde es überarbeiten und mir nochmal genau Gedanken machen.
Habe jetzt gerade leider nicht soviel Zeit - aber viele tolle Anregungen!

Und einen lieben Gruß da lass
fred

PS: (wenn auch OffTopic:) bisher gefällt mir "Zeitsprung" mit abstand am besten.[/quote]
"Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen."
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