Lyrik rund um das Thema Liebe

Evas Schoß

Beitragvon maxx » Di 24 Aug, 2010 20:23


Wir bedingen uns einander
Wie Regen der im Sommer fällt.
Mit deinen zum Kelch gefalteten Händen
Seh ich dich wie du ihn hälst.
Die Nacht überläuft uns
Ein sanfter Guss
Aus deinen Händen bestimmt
Ob ich leben oder sterben muss.
Gegen den Körper gings zur Schlacht,
Doch der gewann; geht aufrecht fort.

Dann war sein Herz als Gegner dran;
Friede, Unschuld waren hin.

Er rang darauf mit seinem Geist;
Ließ sein stolzes Herz verwaist.

Wo nun sein Krieg mit Gott beginnt,
Schlägt´s Mitternacht, und Gott gewinnt.
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Re: Arimathäas Kelch*

Beitragvon Antibegone » Mi 25 Aug, 2010 16:06


Hallo maxx.

Ich weiß noch nicht so ganz etwas mit deinem Gedicht anzufangen… einige Bezüge, Bildlichkeiten sprechen mich an, aber mich beschleicht der Eindruck, dass das Werk wie der Titel noch „in Arbeit“ ist.

Ich geh mal kurz durch, ja? Ähh, so mit die Reihenfolge habsch nur halt net hingekriegt…. Mussu gucken, bissl ;)

„Wir bedingen uns einander
Wie Regen der im Sommer fällt.“

Ich finde, das könntest du weglassen. Das klingt jetzt brutal - will ich auch sein, lach.
Pass auf. Du stellst so etwas wie eine These in den Raum: Ich und Du bedingten sich, wechselseitige Beziehung. Aber das als explizierte These am Anfang brauchst du nicht.
Ich und Du vertauschen sich doch gerade zu in den nachfolgenden Zeilen: Das Du „faltet die Hände zum Kelch und hält ihn.“ Ich lese hier den Moment der Agonie in Gethsemane, der Kelch als Symbol für den bevorstehenden Tod, der verabreicht wird - gleichzeitig ist es das Ich das nicht weiß, „ob es lieben oder sterben muss“.
Dabei könnte ich:

„Die Nacht überläuft uns
Ein sanfter Guss“

Als einen „Überlaufs-“ punkt sehen, in dem sich Ich und Du verwischen - im uns.
Ja und - wozu jetzt die Z 1? Finde ich überflüssig, überdeutlich.
Auch wen interessiert in dem Zusammenhang Regen und Sommer? Mich nicht. Ist noch nicht mal irgendein ansprechendes Bild, eher halt ein bisschen abgenutzt. Es leitet ein wenig über oder will zusammenhängen mit dem "Guss", nicht wahr? Insofern hat es wenigstens eine Verknüpfung. Andererseits könnte ich auch argumentieren, der Guss mache den Regen überflüssig, weißt? (haha)
"Ein sanfter Guss" klingt jetzt auch erst mal nicht so - prall. Aber: Ich finde es nicht schlecht, wie du hier mit ganz einfachen Worten arbeitest und trotzdem interessante Bildlichkeit herstellen kannst. Denn Guss könnte ich hier als Regen lesen, aber auch als die Flüssigkeit des Kelches, die ausgegossen/ getrunken wird. Also warum nicht? Halt das sanft klingt so platt, ja halt auch "erzählerisch", dazu später ein bisschen (nur ein bisschen, net so viel heut) später...

„Mit deinen zum Kelch gefalteten Händen
Seh ich dich wie du ihn hälst.“

Seh ich, was hier passiert. Sehr schön. Du hast den Kelch (damit die Todesnähe, die Agonie), das Beten in ein zusammenhängendes Bild genommen.

„Aus deinen Händen bestimmt
ob ich leben oder sterben muss.“

Hm hm, ich dachte erst: „ob ich leben oder sterben muss“ klänge etwas platt. Na ja, okay, es ist halt auf physischen Tod/ Leben gemünzt… vor allen halt komisch. Ja, wär’ ja echt schlimm, wenn der Kerl weiterleben müsste, ne? Weil syntaktisch das muss als Hilfsverb beide Verben mit rein nehmen könnte. Vielleicht eher „ob ich lebe - oder sterben muss“. Oder?
Na ja, ist auch egal. Irgendwie. Mir grad jedenfalls. Viel wichtiger finde ich ja das muss an sich. Weil es eine Determiniertheit ausdrückt, die ja eigentlich unweigerlich fest steht. Aber diese implizierte Frage „ob ich lebe…?“ ist demgegenüber sehr menschlich. Es sind die zwei Facetten, die hier vortreten: Das transzendentale Wissen, was „bestimmt“ ist - das menschliche darum Fürchten und Abwenden wollen. Es verwischt sich, nicht wahr?
Genau wie das Du und das Ich. Die zwei Naturen, die gar nicht getrennt gedacht werden wollen - du schreibst sie zusammen.

Vielleicht konnte ich dir ein bisschen zeigen, was mir auffiel/ mich auf sich aufmerksam machen wollte.
Womit ich halt nicht so ganz glücklich bin, sind die ersten zwei Zeilen. Und: Die bescheuerten Punkte. Willst du „heile Grammatik“ schreiben, oder nicht? Weil die Kommata lässt du ja aus. Und: Konsequent bräuchtest du im Mittelteil (Z. 5-6) auch irgendein Punkt, nach „überläuft uns“ ginge, aber da fehlts... Dann lass es halt ganz.
Auch die Großschreibung ist nicht konsequent; entweder du schreibst am Satzanfang groß oder (und) am Zeilenanfang, aber dann müsste "ob" auch groß sein.

Vor allen: Wie wäre es denn mit so einer Formatierung:

Mit deinen zum Kelch gefalteten Händen
Seh ich dich wie du ihn hälst

Die Nacht überläuft uns
Ein sanfter Guss

Aus deinen Händen bestimmt
ob ich leben oder sterben muss

Wäre mal so mein bescheidener Vorschlag :)
(Was er für sich hat, ist halt: Die Symmetrie, die den "Überlaufs-"punkt noch klarer herausstellte, als Achse benutzte)

Ich sehe schon, du schreibst insgesamt ein wenig „prosaisch“. Insofern ist das nicht ganz abwegig, Satzzeichen benutzen zu wollen. Aber so sieht es halt einfach „unfertig“ aus, verstehst du?
Die doppelte Verwendung von „Hände“ ist auch etwas ungeschickt, im Übrigen… lässt sich nicht vermeiden, aber in so einem kurzen Text Wiederholungen, fällt halt einfach auf. Auf der anderen Seite könntest du es leicht rechtfertigen mit dem Übergang von Ich und Du - es sind halt dieselben Hände, dasselbe Wort. Bleibt mir nur noch das Argument: Es liest sich für mich nicht schön.

Der Titel - muss ich dazu, was sagen? Ist ja nur Arbeitstitel. Neee, ich lasses; denk dir halt was gscheits aus ;)

Bleibt mir nur noch eins zu sagen: Mach was draus. Ist was drin.
Meint Traumi.
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Re: Arimathäas Kelch*

Beitragvon maxx » So 05 Sep, 2010 10:27


Liebe Traumi,
verzeih, mir ist deine Antwort nicht gleich aufgefallen und als ich se bemerkt hatte, hatte ich ewig keine rechte Lust mich mit dem Gedicht auseinanderzusetzen. Aber jetzt bin ich ja da, also los!
Meiner Meinung nach ist
„Wir bedingen uns einander
Wie Regen der im Sommer fällt.“
auch wirklich ziemlich schwach, aber du hast richtig erkannt, irgentwo muss die Brühe ja herkommen; Regen im Sommer ist hier wirklich austauschbar, sehr durchsichtig.
Der Kelch und das Wasser darin sollen hier viel sein, hast du gut erkannt, bin ich sehr froh drüber.
In einer Bedeutung ein heiliger Kelch, der Leben schenkt, dann aber der Becher mit Gift das tödlich ist und in einer dritten, subtileren Bedeutung (heilige) Weiblichkeit- V ;) . Ich wollte viele Aspekte der Liebe aufnehmen. Was mich auch jetzt zu einem besseren Titel bringt, ich wollte schon ewig einen Zyklus mit „Eva- Gedichten“ schreiben, das passt jetzt wieder sehr gut. Ich weiss nicht wie das zum erliegen gekommen ist, wahrscheinlich bin ich an der Überarbeitung von „Evas Sterblichkeit“ einfach stecken gebliben. „Evas Schoß“ ist doch perfekt, ich bin ganz begeistert. Was ich mit dem Sommerregen mach weiss ich allerdings noch nicht, hmmmm. Und zur Großschreibung, war nurn doofer Fehler, hab nur nicht aufgepasst, passiert mir leider öfter.
Das mit der Achse ist ne gute Idee, aber ich mag meine Gedichte lieber am Stück, für die runde, einheitliche Form. Mit der Dopplung von „Händen“ muss der Text erstma leben, bis mich Musen küssen und mir einen Moment der Klarheit schenken.^^
Zu den Satzzeichen: Ich hab auf Kommas verzichtet weil die Kommas ja immer nur an einem Versende stehen würden, und das macht sie überflüssig, es entsteht ja schon eine Pause.
So gelesen kommen dir die letzten vier Verse vielleicht Schlüssiger vor. Unrecht hast du aber leider nicht, dort fällt es schon irgentwie auseinander.
Gut, ein paar geringfügige Änderungen kann ich nun vornehmen, danke dafür dass du mir die Probleme so gut vor Augen geführt hast.
Ich hoffe ich konnte hier Liebe und Tod, leben und vergehen auf einen Brennpunkt bringen, ich denke dass hast du erkannt.

Freut mich immer wieder,
maxx

_______________________________
Nachtrag; Es ärgert mich, aber ich bekomm die ersten zwei Verse nicht besser hin. Müssen jetzt erstmal bleiben wie sie sind, denn ersatzlos löschen kann ich sie nicht,
Gegen den Körper gings zur Schlacht,
Doch der gewann; geht aufrecht fort.

Dann war sein Herz als Gegner dran;
Friede, Unschuld waren hin.

Er rang darauf mit seinem Geist;
Ließ sein stolzes Herz verwaist.

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