Geschichten zum Thema Alltag

Ein Fachvortrag

Beitragvon Le_Freddy » Mi 19 Okt, 2011 20:44


In diesem Moment trat eine Ruhe in den Raum. Eine Ruhe so plötzlich und unerwartet, wie sie zum Beispiel aufkommt, wenn ein herrenloser Hund in ein Lokal hinein spürt und sich nicht um die Anwesenden kümmert, oder wie sie ein Blatt erzwingt, das vor einer Gruppe von Menschen von einem Baum fällt und anmutig – fast tanzend – seinen Weg zu Boden findet. Dieser Moment war der, in dem alle Gäste seines Vortrages begannen dem Rudern seiner Arme und seinem Getrippel hinter dem Pult zu folgen. (Letzteres hatte er in einem Rhetorikseminar gelernt: er solle, wenn er sich nicht ganz sicher fühlte, seinen Standpunkt(!) ändern. Hinzu kam eine nebulöse Erinnerung an das Prinzip Stand- und Spielbein. Das alles wollte er jetzt umsetzen, was letztlich zu seiner Performance der letzten 5 Minuten führte.) Er fuhr fort. Erst als er seinen Vortrag mit einem Räuspern und dem nachgeschobenen „Entschuldigen Sie bitte – nur einen Schluck.“ unterbrach und nach dem Wasserglas (Rhetorikseminar, s.o.) auf dem Rednerpult griff, löste sich das Publikum aus seiner Starre. Es war immer noch still im Konferenzraum „Eins“ des Gebäudes, doch nach und nach wurden Münder geschlossen und Augen gerieben. „Wo waren wir?“ Er führte, wie zum Abschied, noch eine Pirouette aus. „Äh, ja! Also die äh, die Zahlen, also die wir gefu-erf-äh-erhoben haben, unsere äh Studien, wenn sie so wollen, belegen das.“
Zuletzt geändert von Le_Freddy am So 23 Okt, 2011 19:19, insgesamt 2-mal geändert.
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