Eduard und Kunigunde
Eduard und Kunigunde
liebten sich mit treuem Herz,
sie war gelblich semmelblunde,
sein Haar aber rabenschwerz.
Als sie grad zum ew'gen Bunde
wurden am Altar getraut
und schon reichten sich die Hunde
für die ganze Lebenszaut,
stürzt ganz plötzlich eine Horde
in die Kirche voller Wut
und entreißt dem Eduorde
seine holde süße Brut.
Kunigunde, ach, die Traute,
das Bewußtsein schwindet ihr,
oberfaul wird ihr zu Maute
und sie flennt ganz schauderbier.
Ihre langen Semmel-Locken
fallen schlapp herab und kraus,
teils auf Busen, teils auf Nocken,
ihr Gesicht ist kreidewauß.
Denn der Räuberhauptmann faßte
starken Arms die zarte Braut,
er trug eine rote Waste
und 'nen großen Federhaut.
Nachgestellt hat er schon lange
ihr mit Liebesseufzer wohl,
sagte ihr im Volksgedrange:
„Du nur bist mein Ideol!“
Doch sie ließ sich nicht betören,
und sie hörte nicht auf ihn,
drum hat Rache er geschwören,
wie dies Räuber immer tin!
Eduard kaum fassen konnte,
was der Räuberhauptmann treibt,
der, ein Sohn von seiner Tonte,
ihm die Braut vom Altar räubt.
Zieht das Messer aus dem Gurte,
stürzt dem Buben nach voll Wut;
„Schurke du!“, die beiden Wurte
sagt er nur und sticht ihn tut!
Als der letzte Klang der Orgel
im Akkorde noch verhallt,
aus des Räubers innrer Gorgel
rotes Blut viellitrig quallt.
Und das Volk sieht es mit Grausen,
Schauder faßt selbst den Gendarm,
der mit Lederreiterhausen
sprengt herbei in Unifarm.
Eduard ward eingezogen,
der Gerichtshof sprach ihn frei,
und bald konnte er deswogen
Kunigunden ratenheu.
Darum, Publikum, mir glaube,
wie es sich hier deutlich zeigt,
daß auf Erden treue Laube
allemal am Ende seugt!
