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Nach Süden

Beitragvon Franke » Mo 15 Sep, 2008 11:00


Berühre mich
nicht in meiner Haut
nisten Vögel

Die Zäune enden jetzt
wieder im freien Feld
nah genug warst du ja
für eine Aufnahme der Erste sein
der entkommt aus der Kühle
Das Leben ist eine Krankheit der Materie (Thomas Mann)
Franke
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Re: Nach Süden

Beitragvon Friederich » Mo 15 Sep, 2008 13:22


Hallo Franke,

nun muss ich mich auch hier mal aus den Gefilden des Off-Topic Bereiches heraus wieder an die Kritik eines Gedichtes wagen. Meinem Geschmack nach kommt dieser Text mit deinem letzten nicht ganz mit, ist aber dennoch nicht nur von der Sprache und dem Rhythmus, sondern auch von Gehalt her interessant.
Mir gefällt der Einsatz von Enjambments - berühre mich/ nicht hebt eine flüchtige Zweideutigkeit des Empfindens hervor, ebenso wie die nistenden Vögel, die ja eine innere Zwiegespaltenheit implizieren. Sie nisten, sind aber nie dauerhaft an einem Ort, ja stehen für den Aufbruch und die Hoffnung auf wärmere Gefilde.
Dadurch, dass du in Gestalt der Vögel Rast- und Bindungslosigkeit "unter die Haut setzt", das lyrische Ich eine vergleichbare Empfindung vermitteln und quasi körperlich empfinden lässt, wird durch das Emjambment die angesprochene Spaltung (dem lyrischen du gegenüber) deutlich.

Im Folgenden gefällt mir das Bild der endenden Zäune gut, weil du auch hier wieder Ein- und Entgrenzung, die implizite Suche nach einer Bindung und den Freiheitsdrang gegenüberstellst. Die Schlusszeilen zeichnen für mich das Bild einer unvollkommenen Annäherung, die Möglichkeit, eine "Aufnahme" zu machen, den Moment einzufangen und zu festigen die aber - unterblieb. Ich weiß nicht, ob ich deine Intention treffe, wenn ich den Schluss dann als Flucht vor erstarrtem Gewesenen verstehe, also Wiederaufgriff des Vogelbildes. Die nicht bestehende Zäsur im Vers widerum zeigt eine mangelnde innere Verankerung des Entschlusses, der aber seinerseits - und dies passt zum Charakter des Gesamttextes - durch den Versteil "der Erste sein" einem unterschwelligen Willen, der "Kühle zu entkommen" gegenüber steht.

Ein lesenswerter Text,

Friederich
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)

Friederich
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Re: Nach Süden

Beitragvon Franke » Mo 15 Sep, 2008 13:29


Hallo Friedrich!

Danke für deinen Kommentar. Du hast wohl recht, dass dieser Text im Vergleich mit anderen Gedichten von mir abfällt. Ich wäre auch frustriert gewesen, wenn du etwas anderes gesagt hättest, da dieses Gedicht bei einem Wettbewerb im lyfo entstanden ist.
Ich wollte einfach einmal die Meinung von Euch dazu hören. Wenn es einigermaßen geworden ist, dann freut mich das.
Meine Intention hats du gut getroffen, wobei man bei schnell geschriebenen Texten in einem Wettbewerb sich die Intention manchmal auch erst hinterher überlegt.

Liebe Grüße
Manfred
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