In meinen schlimmsten Zeiten, und davon gab es weißgott genug, hat mich der Film gerettet. Kein Buch oder sonstwelche Ablenkungsmanöver. Der Film hat mich herausgeschoben - aus einer Welt, die ich zuweilen nicht ertragen konnte.
Meine erste verblüffende Erfahrung dieser Art hatte ich einen Tag vor Schulbeginn. Ich war zwölf, dreizehn und sah JENSEITS DER STILLE. Und über die Angst vor dem nächsten Tag legte sich eine Schicht aus Schnee, ein behaglicher Mantel, der mich groß fühlen ließ und gleichgültig gegenüber der Einsamkeit unter meinen Klassenkameraden, die Freundschaften pflegten, an denen ich nur zum Schein interessiert war. Ich brauchte meine Klassenkameraden nur, um Dinge zu erledigen. Tischtennis spielen, Zeit außerhalb der vier Wände rumzukriegen, Teil von irgendwas zu sein, das größer war als ich selbst, mich normal zu fühlen. Denn es war ja normal, Teil von irgendwas zu sein. Alle waren Teil von irgendwas. Ich ja auch, zumindest bis zu einem gewissen Alter, wo sich alles eher zufällig ergab. Man kam in eine Klasse, da waren Gleichaltrige und es war dann halt so, dass man Zeit miteinander verbrachte, ohne darüber nachzudenken, warum man das tat. Je länger und vertrauter ich mit Jemandem war, um so angenehmer war für mich der Kontakt. Aber schon recht früh wurde dieses gute Gefühl getrübt von allem, was als Fremdes in das vertraute, eroberte Terrain hineinplumpste wie ein fauler Apfel auf eine schöne aufgeräumte Wiese.