Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen

Das neue Jahr

Beitragvon Perry » So 08 Feb, 2009 21:10


[size=85:2tdrbfvi]Mit Glitzeraugen starren wir
auf falschfarbene Sterne,
vertrauen auf das Gute.

Doch das Ewige Licht
flüchtet vor dem Gehörnten,
der im Dunkel scheffelnd scharrt.

An der Milchstraße
jede Menge geöffneter Restaurants
mit unbezahlbaren Speisen.

Es scheint wie eine Erlösung,
dass ein Straßenstand an der Ecke
heiße Maronen verkauft.

Sie wärmen mich von innen,
während das neue Jahr
sein Segel in den Wind stellt.


1. Fassung:

Das neue Jahr


Des Guten harrend,
starren wir mit Glitzeraugen
auf falschfarbene Sterne.

Der Winter schneearm
wie Kirchenmäuse, selbst
von Katzen verschmäht.

Das Ewige Licht flüchtig
vor dem Gehörnten,
der im Dunkel scharrt.

An der Milchstraße
jede Menge Restaurants
mit unbezahlbaren Speisen.

Es wie eine Erlösung,
dass der Stand an der Ecke
heiße Maronen verkauft.

Sie wärmen von innen,
während das Jahr sein
Segel in den Wind hält.[/size]
Perry
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Re: Das neue Jahr

Beitragvon Perry » Mo 09 Feb, 2009 12:15


hallo mo,
ich glaube habe dir schon mal zu verstehen gegeben , dass ich diese herablassende Art zu kommentieren nicht mag. Um meinen guten Willen zu zeigen, werde aber trotzdem Stellung nehmen:
Was du als gesperrte Grammatik bezeichnest nennen andere vielleicht lyrische Verwortung. ;)
Der Winter ist so schneearm, wie arme Kirchenmäuse, die nicht einmal Katzen mögen. Der Vergleich mag dir nicht gefallen, aber was ist daran nicht zu verstehen?
Das Ewige Licht flüchtig steht für die Glaubensflucht unserer Zeit und der Gehörnte als Symbol für den zunehmende Sektenkult.
Ich hoffe, du kannst meine Intention jetzt besser nachvollziehen.
Gruß
Perry
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Re: Das neue Jahr

Beitragvon Perry » Mo 09 Feb, 2009 13:00


Hallo Mo,
sicher gibt es einen Unterschied zwischen dem was man sagt und was man sagen will. Man nennt das indirekte Sprache.
So kann "schneearm" auch eine übertragene Bedeutung im Sinne von karg oder freudlos haben und das würde dann wieder eher zu dem Kirchenmäusen passen. Aber was solls, bei dir geht ja sowieso alles am Arsch vorbei.
Viel Spaß noch aufm Kloo.
Gruß Perry
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Re: Das neue Jahr

Beitragvon Grinsekeks » Mo 09 Feb, 2009 15:40


Hallo Perry,
ein größtenteils gelungenes Gedicht finde ich.
Das ganze liest sich sehr rund ohne große Stolperfallen und das Thema (sofern ich es denn richtig sehe^^) sagt mir wirklich zu.

Des Guten harrend,
starren wir mit Glitzeraugen
auf falschfarbene Sterne.


Ich finde an dieser Strophe gerade irgendwie faszinierend, dass das glitzern den Augen statt den Sternen zugeschrieben wird. Gerade das unterstützt nochmal die Aussage der falschfarbenen Sterne. Diese gefallen mir außerdem auch sehr gut, als Bild wirklich irgendwie stimmig. Finde es auch nicht sperrig...

Was den Vergleich mit den Kirchenmäusen stimme ich Mo allerdings zu. Also mir will einfach die Aussage nicht in den Sinn, so viel ich auch grüble. Und deine Erklärung leuchtet mir bisher auch nicht wirklich ein.

Was ist denn nu mit der Erlösung? Änderst du das oder gibt es da nen Sinn für, dass das "ist" fehlt?

Das Ewige Licht flüchtig
vor dem Gehörnten,
der im Dunkel scharrt.


Ich finde das mit dem "flüchtig" gelungen. Vermittelt mir dem Eindruck davon, dass das, was man im Blick gehalten will, immer weiter in die Ferne rückt und irgendwie ungreifbar wird.

Liebe Grüße
das Grinsekeks
"Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt."
(Mark Twain)
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Re: Das neue Jahr

Beitragvon Perry » Mo 09 Feb, 2009 20:47


Hallo Mo,
wenn für dich ein fehlendes "ist" ein so dringendes Problem ist, dann wundert es mich nicht, dass du mit dem Begriff "indirekt" nichts anfangen kannst.
Gruß
Perry

Hallo esb.,
nicht "würde" sondern könnte, soviel Toleranz solltest du schon aufbringen. Schön, dass du auch mal wieder mitunkst.
Gruß
Perry

Hallo Grinsekeks,
freut mich, dass du etwas Faszinierendes in dem Text entdecken konntest. Die Strophe mit den Kirchenmäusen ist vermutlich wirklich nicht der Renner, sie ist nur als Überleitung auf den religiösen Aspekt durch die doppelte Lesart "schneearm" "arm wie Kirchenmäuse" entstanden.
Danke und LG
Perry
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Re: Das neue Jahr

Beitragvon hanno hartwig » Sa 14 Feb, 2009 00:48


Hallo Perry,
dein Gefühl trügt dich nicht. In deinem Gedicht steckt Potential.Du musst nur daran denken, dass auch der Lyriker ein Handwerker ist. Wie jeder gute Handwerker brauchst du gutes Werkzeug. Der Dreizeiler ist aufgrund seiner Strukter sehr dynamisch. Das heißt, die dynamische Form, sollte einen dynamischen Inhalt transportieren. Auch die Wahl des richtigen Falles, kann entscheidend sein. Du hast in deiner ersten Zeile, den Genitiv genommen, was etwas problematisch ist. Rühmkorf hatte seinerzeit gesagt, dass der Genitiv in Gedichten verboten werden solle. Aber so schlecht finde ich ihn in deinem Gedicht zwar nicht, möchte aber doch fast anraten, eher konservativ zu beginnen, wobei ich die Problematik auch darin sehe, dass du das Wort "starren", direkt dem Wort "harrend" folgen läßt. Warum nicht einfach das Wort "wartend" nehmen? Ich finde das Thema deines Gedichtes außerordentlich spannend, und bitte dich, mir zu erlauben noch einige Anmerkungen zu machen. Ein Dreizeiliges Gedicht, schreit geradezu nach ellyptischen Satz-, bzw. Gedankenverbindungen. Des weiteren kannst du durch hypotaktische Fügungen die Wirkung der Verse erhöhen, also einige Zeilen und Worte so gestalten, dass sie zu Nebensätzen werden, die an der richtigen Stelle eingefügt, die Spannung erhöhen. Wenn dir die eine oder ander Zeile, oder vielleicht auch ein ganzer Vers nicht gefällt, wie wärs mit einer Inversion, also einfach mit dem Umdrehen eines Satzes oder Satzteiles? Und im übrigen, dein Gedicht ist mit der ersten Zeile des letzten Verses, meiner Meinung nach, zu Ende. Ich hoffe du nimmst mir meine Einmischung nicht übel.
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Re: Das neue Jahr

Beitragvon Perry » Sa 14 Feb, 2009 15:46


Hallo Hanno,
es ist immer eine Gratwanderung zwischen handwerklicher Präzession und individuellem Stil. Ich bin da eher ein intuitiver Schreiber.
Mit deinen Hinweisen kann ich einiges anfangen, da ich meine Texte meistens noch überarbeite.
Im Einzelnen:
Ich mag ungewöhnliche Einstiege, hier ist der Genetiv aber vielleicht nicht die beste Variante.
"starren" und "harrend" waren als Aliteration gedacht, wirken aber zum Auftakt etwas hart.
Das Schlussbild wegzulassen, fällt mir im Moment noch schwer, ist aber vielleicht ein offeneres Ende.
Danke und LG
Perry
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