Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen

Amerika liegt auf einem fernen Stern

Beitragvon Perry » So 05 Apr, 2009 18:15


Einmal meinen Fuß
auf den Boden
eines anderen Planeten
zu setzen,
war schon immer
mein Traum. Selbst
wenn ich dafür
eine Odyssee
durch den Weltraum
in Kauf nehmen muss
und mir die Aliens
zur Begrüßung
einen Blumenkranz
aus fleischfressenden Pflanzen
um den Hals hängen,
ich würde
bis zum letzten Atemzug:
„Aloha!“ rufen.


[size=85:92ug04c7]Der Text ist anikaya gewidmet und eine Homage an C. Bukowski[/size]
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Re: Amerika liegt auf einem fernen Stern

Beitragvon Pegamund » Mo 06 Apr, 2009 01:30


Perry, nimm es mir nicht übel, aber ich versteh nicht, womit genau stilistisch-formal und/oder inhaltlich dieser text sich als hommage an Bukowski rechtfertigen will. für mich liest sich das mehr wie eine hommage an Perry. aber ich bin nicht belesen genug und kenn mich mit Bukowski nicht so gut aus (hab nur mal was anderes gelesen, was ich tatsächlich als B-hommage akzeptieren würde), also - vielleicht erklärt es mir wer.

Pegagrüße
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Re: Amerika liegt auf einem fernen Stern

Beitragvon Stullen Andi » Mo 06 Apr, 2009 13:55


[size=85:1ayiglzl]Eben, pega, eben. Gleiches hatte ich gestern auch schon geschrieben, wobei mir aber der Laptop auf der Zielgeraden abstützte und ich mich außerstande sah, alles nochmal zu schreiben. Aber nun:[/size]

Perry, wie gesagt und es tut mir leid: auch ich sehe hier keine Anlehnung an Bukowski, vermute aber im Schlimmen, dass lediglich das augelotet Prosaische, das Lakonisch-Melancholische als Verweis ausreichen soll. Und das wäre schwach. So etwas schreibt niemand, bevor er aus dem Fenster im 8. Stockwerk springt, da ist kein "it catches my heart in its hand", nein. Bis auf die Buchstaben fehlt ja schlicht alles, was klischheehaft oder klischeefern "buk'sch" wäre; mal angefangen bei der Rhetorik, mal weitergeführt in den Bildern.

Bei den fleischfressenden Pflanzen erkenne ich die Intention schwach, nur grenzt der Blütenkranz mit seinem Übergang zum Aloha dann doch in seiner berechenbaren Laxheit eher an hawaiianische Bachblütentherapie, als an Bukowski.

Wenn Du seine Gedichte im übrigen auf Deutsch gelesen hast oder liest - Finger weg davon und hin zur amerikanischen Version.

Und auch gelöst von Buk ist der Text schwach, ein ausstaffierter Gedanke mit einem Satz Blumen. Lyrisch irgendwie welk, wenn Du mich fragst.

Nichts für ungut

Grüße
Stulle
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Re: Amerika liegt auf einem fernen Stern

Beitragvon Perry » Di 07 Apr, 2009 13:51


Hallo Pegamund, hallo Stulle
es ist eine rein stilistische Hommage, also die prosaische Bildersprache.
Warum sollte ich die selbstzerstörerische, dekadente und provozierende Art eines Bukowski mir auf den Leib schreiben, da ich weder saufe noch hure. ;)
Den Hinweis habe ich eigentlich nur für anikaya geschrieben, weil sie in meinen Texten eine Stilnähe zu Bukowski entdeckt hat.
Was den Text anbelangt soll er eine unstillbare Sehnsucht transportieren, die nicht einmal vor dem Tod zurückschreckt. Sogesehen ist sogar eine inhaltliche Nähe zu Bukowski drin. :D
LG
Perry
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Re: Amerika liegt auf einem fernen Stern

Beitragvon Stullen Andi » Di 07 Apr, 2009 16:03


Perry, eben diese prosaische Bildsprache ist nicht der Bukowski-Stil. Und Deine ist es ebenso wenig. Zum Stil hatte ich oben etwas gesagt. Die Anlehnung auf den Urspungstext ist auch nicht hinreichend.

Und bitte, Perry: Saufen und Huren sind die drögsten Klischees in puncto "wie schreibe ich wie".

Kopfschüttelnd
Stulle
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Re: Amerika liegt auf einem fernen Stern

Beitragvon Pegamund » Di 07 Apr, 2009 17:23


Was den Text anbelangt soll er eine unstillbare Sehnsucht transportieren, die nicht einmal vor dem Tod zurückschreckt.


hmm. kam/kommt bei mir nicht an.

es wirkt alles so bisschen platitüddelig auf mich, mit den aliens und den alohas, so abgezirkelt ausgedacht, so saubergewischt und zusammengekehrt und zurechtgeflochten und dem leser in mundgerechten häppchen nett hingereicht mit einer artigen poetenverbeugung, und das von dir, Perry, angeblich intendierte "unstillbar sehnsüchtige" (-> übrigens: unstillbare sehnsucht ist so unkonkret wie nur was, da kannst gleich 3,- euro ins phrasenschwein werfen :D ) erschöpft sich in der fleischfressenden pflanzengarnierung, die das einzige an dem text ist, was womöglich eine assoziation zu "wildheit", "sehnsucht" oder dergleichen wecken könnte; also nein, ich weiß nicht, der text kommt mir welk vor wie ein begrüßungsblumenkranz 4 wochen später, mir fehlt da der exzessive duktus, das vitalische, animalische, unbedingte, kompromisslose, das Mr. Bukowski doch irgendwie immer so hinkriegt, dass es die einen packt und mitreißt, die anderen aber abstoßend verstört.

also: als hommage mag ichs nicht abkaufen (auch wenn es sich irgendwie an Ein Cowboy der Apokalypse anlehnt), lasse aber mich immerhin beeindrucken von der chuzpe, es als hommage an B. zu bezeichnen ;)

grüße vom anderen stern und nfu: Pega.
Pegamund
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Re: Amerika liegt auf einem fernen Stern

Beitragvon anikaya » Di 07 Apr, 2009 20:34


Hallo, Perry,

was die beabsichtigte Hommage an Bukowski angeht, muss ich stullenandi + pegamund leider Recht geben: Ich finde das Gedicht auch nicht täuschend Bukowski-ähnlich.

Vielmehr bestätigt es mir – wie dein Kommentar dazu, dass ich Bukowski anders verstehe als du – weil ich eine grundsätzlich andere Weltsicht und ein anderes Menschenbild habe als du.

Ich saufe und hure auch nicht – ich bin sogar Nichtraucherin, aber diese Motive machen für mich auch nicht den wesentlichen Inhalt von Bukowskis Werk aus. Dies unbesehen dessen, dass sie als Motive ständig präsent sind und eine unbestreitbare traurige biographische Realität haben.

In seinen Geschichten literarisch transformiert, spielt die Tatsache der biographischen Realität dieser Motive keine Rolle. Wenn er sie ausgedacht hätte, hätten sie die gleiche Funktion, die für mich das wesentliche Thema seines Werkes ausmacht: Die Reduktion des Menschen auf seine Animalität, auf basale Körperfuktione wie Essen, Ausscheiden, Ficken und psychisch-mechanische Handlungsantriebe, die von jeder Moralität frei sind.

Er zeichnet damit das Menschenbild der Postmoderne das sich vom humanistischen Menschenbild fundamental unterscheidet – das im Prinzip immer noch deines ist.
Deine Gedichte zeigen das: Die Verantwortung für die Umwelt, das Mitleiden mit der gequälten Kreatur.

Hommagen sollte man vielleicht doch Künstlern vorbehalten, mit deren Werk man recht gut vertraut ist und in deren Weltsicht man sich - in etwa - hineinversetzen kann

Soweit zu Hommage – als solche finde ich das Gedicht auch misslungen.
___________________________

Für sich betrachtet finde ich es recht witzig – auch wenn ich die einzige zu sein scheine.
Du nimmst eine minimale Verschiebung an einem traditionellen Motiv – dem Begrüßungs-Blumenkranz - vor und veränderst damit den Charakter der Geste völlig. Diese Art von Verschiebung ist neben der Verfremdung eine der beiden klassischen Witzerzeugungstechniken.

Der konsequente Pazifismus, den du im ‚Aloha’ bis zur 'End-Ausscheidung' durchhältst, oszilliert auf eine für deine Verhältnisse geradezu freche Weise zwischen politischer Korrektheit und politischer Inkorrektheit. Gehört es sich wirklich, die Aliens als auch nur potentielle Aggressoren darzustellen? Der politisch wirklich korrekte Erdianer weiß doch genau, dass es im Weltenall keine aggressivere Rasse als UNS geben kann.

Du hat doch nicht etwa, Tim Burtons ‚Mars Attacks’ gesehen?;-)

Wobei ich mir eigentlich unsicher bin, ob man das Umhängens eines Blütenkranzes aus fleischfressenden Pflanzen eindeutig als Aggression auffassen soll. Das ist doch eine sehr eingeschränkte, durch unser Wertesystem vorgegebene Auffassung, die einer anderen Kultur möglicherweise gar nicht gerecht wird.

Vielleicht ist es als eine Art der Erlösung gemeint – in einer Kultur, die ihr Leben auf ihrem Planeten nicht für lebenswert hält und jeden, dem sie wohl will, darin unterstützt, daraus zu scheiden. (Wie der ‚Cowboy der Apokalypse’.) Vielleicht ist werden die Bewohner diese Planeten bei der Ausscheidung durch die Pflanzen wiedergeboren? Und können gar nicht wissen, dass es bei deinem Organismus nicht funktioniert. Aber vielleicht funktoniert es ja sogar. Lass dich überraschen. Dein tapferes ‚Aloha’ zeugt jedenfalls von wirklichem Respekt für ein fremde Kultur und ihre ganz anderen Werte.

Doch - eine heitere Oszillation, die du mit dieser einfachen aber gelungenen Idee bei mir ausgelöst hast. Insbesondere als mir beim zweiten Überlesen klar geworden ist, dass meine zunächst fälschlich eindeutige Auffassung des Blütenkranzes als Aggression lediglich mein eigene Beschränktheit widerspiegelt und meine Unfähigkeit, das Bedeutungsfeld völlig zu erfassen, das du mir angeboten hast. Danke für diese Öffnung meines Horizontes. So kann man doch mit einfachen Mitteln viel bewirken.

____________________________________

[size=85:1nihxhts]"Sprechen wir es aber aufrichtig aus: ein eigentlicher Lebemann, der frei und praktisch athmet, hat kein ästhetisches Gefühl und keinen Geschmack, ihm genügt Realität im Handeln, Genießen und Betrachten ebenso wie im Dichten..." Johann Wolfgang von Goethe[/size]
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Re: Amerika liegt auf einem fernen Stern

Beitragvon Perry » Di 07 Apr, 2009 23:15


Hallo anikaya,
nennen wir es vielleicht nicht Hommage, sondern eher persönliches Bekenntnis zu einer scheinbar einfach radikalen Sicht der Dinge.
Schön, dass du dir doch noch die Mühe gemacht hast ein wenig hinter die Bilder zu schauen. Wenn wir auch unterschiedliche Sichtweisen haben, so verbindet uns anscheinend doch die Neugier an der Farbe poetischer Hinterglasmalerei zu kratzen.
Danke und LG
Perry

Hallo Pegamund,
schön, dass du deine Sicht noch einmal bestätigt hast und sogar eine gewisse Ähnlichkeit zum Cowboy der Apokalypse feststellen konntest.
Mehr wollte ich gar nicht, trotzdem bin ich nicht so "chuzpe (wo muss man studieren, um solche Worte zu kennen)" mich mit Bukowski zu vergleichen.
LG
Perry
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