in selbst zweifelhaft
genommen
fröstelnd im wartesaal
blicken ausgesetzt
in eisiges schweigen
I-love-you-konserven
aus verstaubten
lautsprechern
hinweise auf
abfahrende züge
und taschendiebe
ich suche ruhe
und sitze
auf der kante
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unterwegsin selbst zweifelhaft
genommen fröstelnd im wartesaal blicken ausgesetzt in eisiges schweigen I-love-you-konserven aus verstaubten lautsprechern hinweise auf abfahrende züge und taschendiebe ich suche ruhe und sitze auf der kante
Re: unterwegsich finde gerade dieses wortspielchen da in der ersten zeile billig (bzw., wenn man von der ursprünglichen bedeutung dieses attributs ausgehen möchte, eben gerade NICHT billig. nicht angemessen, nicht günstig zur anwendung bereit liegend). das sind so einfälle, die man als auch nur halbwegs sprachbegabter mensch (ich sage nicht: geübter autor!) eigentlich am fließband haben müsste und auf die es wesentlich ankommt, dahin gehend, dass man sie radikal aus seinen texten streicht, zumindest minimiert und nur dann zum einsatz kommen lässt, wenn sie tatsächlich einmal ein wirklich überraschendes moment darstellen, wenn sie einen überzeugenden sinn- und deutungshorizont eröffnen und erschließen lassen. / wiederum anders als intimhirn beurteile ich den "unruhigen" charakter der aneinander gereihten kurz-zeilen. - ich meine, zu einem gedicht, welches einen sprecher zum ausdruck kommen lässt, welcher an exponierter stelle, nämlich im ersten vers des letzten zweiten zweier text-sinnabschnitte, gleichsam in einer sozusagen quasi-bekenntnishaften art und weise, sagt:"ich suche ruhe / und sitze / auf der kante", mag das formal schon ganz gut passen...
mit dem grundsätzlichen urteil intimhirns allerdings, dieses gedicht weise zu wenig "arbeit am text", zu wenig gestaltung, sublimierung, dafür aber ein allzu bedenkenlos dahin - dem leser gleichsam achtlos vor die augen - geworfenes material an für die literatur schwer noch fruchtbar zu machender - weil alt bekannter und ausgelutschter - ausdrücke und bilder ("eisiges schweigen" - selbstverständlich muss hier vor allen dingen genannt werden), stimme ich voll und ganz überein. - gruß, drehrassel dreimal selig, wer einen namen einführt ins lied!
- ossip mandelstam
Re: unterwegs1. das:
und 2. das:
finde auch ich (und könnt es nicht besser ausdrücken als es schon da steht). weitere überlegungen zum text wie "passen die kurzzeilen formal oder nicht" scheinen mir wenig sinnvoll, denn: was rettet ein schmucker blumenkasten am fenster, wenn im mauerwerk der schimmel sprichwörtlich blüht? (zwänge wer mich zu einer entscheidung, folgte ich zeilenumbruchsbezüglich aber wohl der drehrassel'schen argumentation.) karsämstägliche PegaGretchenhasenfladenbackwerkgrüße und nfu. gogo Gretchen -> so schön! jetzt Panzerkoitus! und golgonischer knutzschtzschik plus mehr golgochisches Dichtgut!
Re: unterwegsHallo ihr Drei,
danke für eure Kritiken. Es wundert mich allerdings, dass ihr meine Gedicht für eine Aufzählung haltet, in der Zeilen unverbunden untereinander stehen. Nach meinem Dafürhalten, stehen fast alle Zeilen miteinander in Verbindung. Herzliche Grüße Karl
Re: unterwegs
oh, Karl, ich fürchte, du hast nicht verstanden, was die kritischen anmerkungen (zumindest meine) dir mitteilen solltenwollten. natürlich stehen deine zeilen fast alle miteinander in verbindung, doch, klar, das ist ja gerade das, worum du dich mit den ganzen hintereinandergefädelten, mehr oder weniger weit hergeholten wortsplitt(er)ungen so redlich bemühst - also, darum geht es gar nicht, dass ich (oder "wir"?) dein gedicht für eine aufzählung von unverbunden untereinander stehenden zeilen hielten, nein, es geht mehr darum, dass mir (oder "uns"?) dein text - um es mal bisschen unsanft auszudrücken - wie eine langweilige und witzlose aufzählung von alt bekannten und ausgelutschten ausdrücken und bildern ("eisiges schweigen" z.b.) vorkommt. Pegagrüße gogo Gretchen -> so schön! jetzt Panzerkoitus! und golgonischer knutzschtzschik plus mehr golgochisches Dichtgut!
Re: unterwegsLiebe Pegamund,
gut, das "eisige schweigen" ist sicherlich ausgelutscht . Ansonsten tue ich mich mit eurem Veriss schon recht schwer, zumal gerade dieses Gedicht in anderen Foren viel Beifall bekam. Denn "von blicken in eisiges schweigen ausgesetzt" zu sein ist m.E. eine Verbindung, die eher nicht gewöhnlich ist. Im übrigen ist ohnehin alles schon einmal gesagt (und geschrieben) worden. Nur noch nicht von allen. (Karl Valentin). Mir kommt es außerdem sowieso gerade auf die Verbindungen an, da die noch Originalität erlauben. Herzliche Grüße Karl
Re: unterwegsHallo Karl,
ich kann das Monieren schon verstehen. Es geht um die Präsentation, die Du via Zeilenschaltung andienst. Was kritsiert wurde und was ich auch kritisieren würde, ist, dass Du damit unglaublich viel aus der Hand gibst. Diese kurzen Zeilen haben schon etwas von Aufzählung, von zu schnellem Puls und kurzem Atem, wenn Du allein die Lesedauer pro Zeile einmal in diesem Zusammenhang und in das Nachdenken einfließen lässt. Die ist nämlich durchweg kurz gehalten: Atemzug, Atemzug, Atemzug. Das ergibt im Lesen und wenn man die Zeilen im Lesen so berücksichtigt, wie Du sie hier ausschreibst, einerseits ein knappes Aufzählen, anderseits portionierst Du so auch sehr klein zurechtgeschnittene Häppchen. Stellenweise wird auch nicht ganz klar, welche Funktion ein solitäres "genommen" haben kann oder will, wenn es allein in einer Zeile steht. In meinen Augen gibt das wenig her. Dies nur als Beispiel dafür, dass Dein Konzept mitunter auch nicht immer plausibel scheint. Dennoch: Der Text ist gut, die "I-love-you-Konserven", ja, das gefällt mir alles gut - nur eben diese kleinen Bildportiönchen sagen mir nicht zu. Grüße Stulle
Re: unterwegshallo, karl -
ich sprach nicht von "aufzählung", sondern vom "unruhigen charakter der aneinander gereihten kurz-zeilen"... das sollte lediglich einen groben umriss deines hier geschaffenen text-körpers nach zeichnen. mehr nicht. vielleicht blieb dabei mein blick auf die äußere gestalt deines gedichts etwas unscharf und flüchtig... mag sein. / dennoch! wenngleich du auch interpunktion verzichtest, scheint es mir doch sehr nahe zu liegen, von einer lesart des textes aus zu gehen, welche darauf abzielte, ihn sozusagen wie von oben herab - dem lauf einer murmel durch eine murmelbahn ähnlich - zu lesen, und zwar anhand einer durchaus sehr einfach gefügten und kaum miss zu verstehenden syntaktischen struktur, welche sich stur und gradlinig durch deine verse zieht. / insofern sehe ich da also hiermit dieses missverständnis für geklärt. liebe grüße dreimal selig, wer einen namen einführt ins lied!
- ossip mandelstam
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