von Friederich » Mi 01 Apr, 2009 20:52
Hi Perry,
insgesamt gefällt mir diese lakonische Stimme, die dem Text, der sonst ins Überladende hinüberzugleiten droht, den nötigen Hauch Frische gibt.
In diesem Sinne finde ich vor allem die erste Strophe stark, zumal du mit der zwar durchaus als gewollt erkenntlichen, deshalb aber nicht schwachen lakonischen Beschreibung der Kollekte im Wortfeld des religiösen verbleibst. Das "dieser" gibt der Strophe dabei den nötigen Hauch Glaubhaftigkeit, da das lyrische Ich hier die Ankunft des Engels als etwas zwar unerwartetes, aber nicht unmögliches beschreibt. Gleichzeitig charakterisiert er sich durch die wertmindernde Beschreibung des Engels selbst.
Als Naturbeschreibung ist die zweite Strophe samt Verbindung mit dem Gedankenleben des LIs stark.
Was mich jedoch stört, ist der dritte Abschnitt. Zwar wird der Engel hier durch die Tatsache, das etwas Profanes wie ein Blitzschlag seine (oder ihre) Bahnen stören kann, stark vermenschlicht, was den Deutungsspielraum erweitert. Der Begriff "Sünder" gefällt mir in diesem Kontext allerdings überhaupt nicht. Zum einen überstrapaziert er das religiöse Motiv, zum anderen baut er wieder klare Fronten auf und engt die Deutungsmöglichkeiten auf eine Weise ein, die dem Text nicht gut tut (zumal "Sünder" für die Beschreibung in Zeile drei und vier recht stark ist).
Insgesamt dennoch ein guter Text. Gruß,
Friederich
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)
Friederich