Für alle Gedichte, die zwischenmenschliche Beziehungen behandeln - mit Ausnahme der Liebeslyrik

Anamnese

Beitragvon AmHain » Do 23 Apr, 2009 12:43


Dienstag 12 Uhr

er schöpft die seele aus.
zweifel an der realität ihres gegenübers
daran, mangelt es ihm sicherlich.
nicht für irgendjemand außerhalb;
von ihm aus, kommt etwas zu sich.
zurück zum einfachen verhältnis:
unter zwei, die stumm
des verlusts eines dritten gedenken.
zeichen schickt, schatten ins dunkel wirft
und ewigkeiten braucht
seine endlichkeit hinzunehmen,
ohne dabei,
ohne gabe gewesen
zu sein. als ob
nichts gäbe.
[size=85:2qt21sdr]gitt daun
se riesen tu gitt hai
is se riesen tu gitt daun[/size]
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Re: Anamnese

Beitragvon Ruelfig » Do 23 Apr, 2009 17:27


Hallo AmHain,
schon der Titel ist mehrdeutig. Krankheitsvorgeschichte oder "Tut dies zu meinem Gedächtnis" oder beides? Ich wähle beides. Ich sehe zwei, einen er " er schöpft", eine sie "ihres gegenübers", die durch eine Krise gehen, in der Beziehung zueinander (Verhältnis) oder spirituell. Oder beides? Das hast du geschickt gemacht, für mich ergeben die beiden Ebenen übereinander eine dritte, die sich nicht benennen lässt. Spannend, wie sich die Wörter zusammensetzen und auseinandernehmen lassen und die Bedeutung schwankt, je nach Lesart, von Zeile zu Zeile. Mein Favorit: Schatten ins Dunkel wirft und Ewigkeiten.
"dem verlust eines dritten gedenken", da muss, denke ich, der Genitiv hin: des Verlusts. Und mit: als ob nichts gäbe, da komme ich nicht mit klar.
Mit Gewinn gelesen,
Grüße,
R
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Re: Anamnese

Beitragvon AmHain » So 26 Apr, 2009 04:45


So, jetzt habe ich endlich mal Zeit, mich für deine Hinweise zu bedanken. Genitiv: klar!
Freut mich, dass du dem Text etwas abgewinnen konntest. Zum Titel: eine weitere Bedeutung (zuerst in Platons Menon-dialog geäußert, wenn ich mich recht entsinne) ist die "Wiedererinnerung der Seele" - Anamnesis.
Deinen Assoziationen zur Mehrebenenverschränkung will ich gar nicht widersprechen. Wenn mit dem konkreten Pärchen auch eine vertrackt-abstrakte Einheit anklingen würde, dann wäre mir das auch recht....
Warum kommst du mit "als ob nichts gäbe" nicht mit klar: was meinst du damit?
So weit von mir---AmHain grüßen und machen jetzt Flohmarkt.....und
ab
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se riesen tu gitt hai
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Re: Anamnese

Beitragvon Ruelfig » So 26 Apr, 2009 22:49


Hallo AmHain,
hoffe, die Flohmarktgeschäfte liefen gut und es waren nicht nur Sehleute da.
Mein Problem mit "als ob nichts gäbe": da fehlt mir ein "es". Dass ein Nichts etwas gibt, kann ich mir nicht vorstellen.
LG,
R
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Re: Anamnese

Beitragvon AmHain » Mo 27 Apr, 2009 12:40


Doch! Hauptsächlich Seebären denen wir das Fell bürsten und mit Hainschem Rattenpuder - ein altes Familienrezept - beikommen mussten. Von Stangenpfirsich über Blumenkohlpenis, alles vorhanden. Das ist unser Geschäft.
Nee, lief schon gut! Ab heute gibts auch wieder Fleisch: Kartoffel- und Kohlsuppe kann ich nämlich schon nicht mehr sehen!

Zum Text: die von dir angesprochene dritte Ebene, welche unsagbar zwischen den Zeilen lauert, macht mir das "es" unmöglich. Mehr will ich nicht andeuten. Vielleicht nur so viel: "credo quia absurdum".
Beste Grüße

Ach noch eins: Glückwunsch zu deinem Currywurstrezept. Schmeckt außerordentlich.
Nu aber los. (Zum Schlachter meines Vertrauens!)
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