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Die Gewinnertexte des "Gedichte des Monats"-Wettbewerbs werden hierher verschoben.
von ping_gu_ihn » Sa 13 Jun, 2009 22:47
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es wurde nacht
zwischen uns: wo deine finger hinein in meine wachsen hat sich ein november eingenistet der in ewigen ringen schlingen um unsere hände zieht
& du sagst „mir ist so kalt“ das blau ist dein gefährte „wie deine lippen“ denke ich die roten im dämmerlicht
hoch oben über uns pflückt ein schattenhalbes auge das gefieder der verstummten & stimmt die dunkle klaviatur der blindgewordenen für uns ein
„wir leben in zu wenig jahreszeiten“ „es dunkelt, ich friere“ ; unsere farben werden gleich & lautlos flüsterst du „still ich fürchte mich“ und ich –
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ping_gu_ihn
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von Neruda » Mo 15 Jun, 2009 21:05
Hey pingu,
ein wirklich schöner Text muss ich sagen. Berührt mich sehr und ist einer der wenigen, wo ich die Länge angemessen finde. Dir ist allerdings in Strophe eins ein kleiner Fehler unterlaufen. Es muss "zieht" und nicht "ziehen" heißen, da es sich ja auf November bezieht. Außerdem habe ich mich gefragt, ob es wirklich "in ewigen ringen" oder vielleicht "in ewigem ringen" heißen sollte. Letzteres würde mir persönlich besser gefallen, da die Bedeutung für mein Empfinden besser passt. In Zeile zwei finde ich das "die roten - fürchterlich" nicht so schön. Es wirkt auf mich ein bisschen so, als würdest du alles ins Lächerliche ziehen und ich denke nicht, dass das die Intention war. Das offene Ende hingegen gefällt mri besonders gut. Auch ansonsten habe ich dein Gedicht wirklich gern gelesen.
Lg, Kim
"...and the poets are just kids who didn't make it." -Fall Out Boy-
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von Franz » Do 25 Jun, 2009 13:32
Hey Pinguin,
gefällt mir nicht von schlechten Eltern was du hier geschrieben hast. Schön finde ich den Einstieg in die erste Strophe >>zwischen uns – wo deine finger hinein / in meine wachsen<<! Nicht so schön finde ich den Ausstieg aus besagter. 'Ewige Ringe um irgendwelche Hände' finde ich fast eine Spur zu kitschig, ganz davon abgesehen, dass solch Kram schon beinahe Staub ansetzt. Wahrscheinlich einfach Gusto oder so... genauso schön wie die erste Strophe finde ich die zweite: ein sehr zärtliches und inniges Bild das du mir hier auf die Synapsen legst und das trotz einer Zahl an kitschverwandten Wörtern. Gut finde ich den Spielraum im Bild den ich hier herauslese. Die dritte Strophe hat als einzige Schwäche wohl die Blindgewordenen, denn schon wie die ewigen Ringe aus der ersten Strophe finde ich diese echt ne Spur zu arg. Die Idee hier hinter ist gut, aber besagte Stelle schwächt für mich die ganze Strophe derbe ab! Letzte Strophe kommt hier plötzlich ziemlich schwer des Weges, was keineswegs negativ gemeint ist. Ein leiser melancholischer Wink an Vergänglichkeit / Ewigkeit sticht hier hervor und rundet deinen Text echt gut ab!
Trotz der tatsache das ich wörtliche Rede in gedichten nicht sonderlich mag stört sie mich bei dir kein Stück. Im Gegenteil: sie macht das Ganze einen kleinen aber feinen Punkt lebendiger und 'persönlicher'. Verzichten würde ich auf die ollen Bindestriche, denn ich sehe nun nicht die Notwendigkeit sie unbedingt beizubehalten. Das Bild bleibt das Gleiche. Beim Lesen Verstehen stören sie allerdings derb. Die Optik wirkt auch eher zerfleddert, um auch auf diesen Aspekt hin zu deuten. Tiefere Bewandtnis kommt wohl doch ins Spiel, denn der letzte Bindestrich nach der letzten Strophe lässt vermuten, dass du hier eine tiefergehende Intention hattest!
Ein echt feiner Text!
Alles Gute, vom franz
[size=85:1uy1zthl]>> [/size]Jetzt kann man schreiben was man will
[size=85:1uy1zthl]Oskar Pastior *1927 †2006[/size]
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von Perry » Do 25 Jun, 2009 17:15
Hallo pin_gu_ihn, wenn es Nacht wird im Leben zweier Menschen, die sich nah stehen, dann ist die Berührung der Hände ein wichtiger Halt. Deine Bilder fangen diesen Moment blind vertrauter Nähe gut ein. Sicher könnte man an der ein oder anderen Stelle noch etwas feilen, aber das ist überwiegend Stilsache. LG Perry
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von ping_gu_ihn » Fr 26 Jun, 2009 09:49
hallo zusammen,
zunächst muss ich mich wirklich entschuldigen (besonders bei neruda), dass meine antwort so lange brauch und vielleicht nicht den erwartungen gerecht werden wird - es passiert viel & nicht immer findet man zeit, über alle dinge nachzudenken, auf die man aufmerksam gemacht wird, was jedoch keines wegs ihre wichtigkeit schmälert -
neruda,
vielen dank für diesen ersten kommentar - er half mir sehr und ich freue mich, dass du mich auf einige schwächen des gedichts aufmerksam gemacht hast - & wie du siehst, habe ich auch schon den ein oder anderen gedanken dazu entworfen und hier und da was geändert - deine kritikpunkte waren im grunde auch die stellen, die sich bei mir nicht so gut "angefühlt" hatten. bei den "ewigen ringen" bin ich mir jedoch nicht sicher - selbstverständlich ist der erste eindruck bzw. es werden die gedanken auf die phrase "ein ewiges ringen" gelenkt; dies erscheint mir jedoch ein wenig zu gewöhnlich bzw. es war beim schreiben selbst nicht beabsichtigt und ich sah es erst, als du mich drauf aufmerksam machtest - es sollten schon ringe sein - ewige - aber ich sollte mir das nochmal durch den kopf gehen lassen.
hallo franz,
vielen dank für deine vielen und wertvollen anregungen - ich werde ein wenig darüber nachdenken und bei zeiten eine antwort verfassen - zumindest kann ich dir sagen, dass ich dir in deiner kritik in vielen punkten zustimme;
hi perry,
danke für deinen kommtenar
beste grüße
der ping_gu_ihn
p.s.: @franz: ich werde die nächste zeit (wenn ich dazu kommen sollte) an einer etwas "entkitschten" version arbeiten -
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von AmHain » Fr 26 Jun, 2009 13:46
Hallo Pingu: gefällt mir recht gut - dein dämmern! die vielen sich ergebenden gegensatzpaare (sie-rot-spricht-warm-zucker/er-blau-denkt-kalt-salz..) legen - aus meiner perspektive -den spätherbst einer beziehung offen, welche kurz vor einer wichtigen entscheidung zu stehen scheint. wars das zwischen ihm und ihr? hat sich der (vermutlich eheliche: ewige ringe) alltag, die monotonie und gleichgültigkeit zwischen sie geschlichen? was wird als nächstes geschehen? sie spricht es aus: sie befürchtet das kommende, leidet darunter und er: man/n weiß es nicht. sie verlieren ihre unterschiede; müssen sie neu überdenken. einstmals dem reiz der andersheit des andern verfallen...leben sie nunmehr in zu wenig jahreszeiten....es wird kalt und dunkel um sie. (fast) alles schön verpackt und damit eine atmosphäre und stimmung getroffen, die sich in wahrheit hüllt. gut!
schade allerdings, dass du die "fürchterlichen", roten lippen in "dämmerlicht" abgeschwächt hast: mich störten sie so gar nicht, ganz im gegenteil; gerade auch um ihmseineeine befindlichkeit anklingen zu lassen....vielleicht hättest du "fürchterlich" auch vor "die roten" setzen können-----ist aber nur son gedanke. auch hat mir ihr blauer gefährte ohne "denn" davor besser gefallen! so ist es zwar mehr im prosastil gehalten, hemmt aber meiner meinung nach einige bildwelten, die sich über die jetzige geschlossenheit hinaus ergeben hätten/könnten.
andererseits finde ich " zerpflücken" etwas zu stark, zu zerstörerisch. noch ist nichts entschieden. ein riß, ja, aber noch kein totaler aufriß. könntest du dir vorstellen aus "zerpflücken" einfach "pflücken"oder härter "rupfen" zu machen?, denn damit wären ihre analysetätigkeiten weniger wütend und geräuschvoll. zwar legen sie sich aus/einander, zerfetzen sich aber nicht dabei, oder nicht?
sicherlich auch und mal wieder eine frage des geschmacks.... alles in allem ein schönes etwas!!
beste grüße vom hain
[size=85:2qt21sdr]gitt daun se riesen tu gitt hai is se riesen tu gitt daun[/size]
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von Struppigel » Di 28 Jul, 2009 15:17
-als Gedicht des Monats Juni in den Siegerbereich verschoben-
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Struppigel
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