Für alle Gedichte, die zwischenmenschliche Beziehungen behandeln - mit Ausnahme der Liebeslyrik

der flug des windspiels

Beitragvon AmHain » Do 18 Jun, 2009 20:28


der flug des windspiels

das begehren
der inneren orange bänglichkeit
vereint im kampf um die kopfzeile
zwei durchdivinierte menschenwesen. sie
nähren sich vom schatten
überall.

ein trostloser honigstern:
mars - der einzige planet im meer
auf dem zu wohnen niemand anstoß nimmt -
entwickelt stupor aus klarsichthüllen. und
mit bier zwischen die schmallippen der frösche
pflanzen manhattans kinder der wüste
saure triebe fort.

der rest?
schießt aus dem versteck des abgrunds herauf.
ihn berühren sie kaum.
ein schönes paar!
[size=85:2qt21sdr]gitt daun
se riesen tu gitt hai
is se riesen tu gitt daun[/size]

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rivus (Di 17 Mai, 2011 20:02)
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Re: der flug des windspiels

Beitragvon rivus » Sa 27 Jun, 2009 00:28


hallo AmHain,

nur etwas skizzenhaftes. ich fliege schon ein paar tage um diesen text herum und bin dabei selbst ein von wechselnden winden hin- und hergerissenes lese-individuum. sobald ich den einen roten faden gegriffen habe, entreißt mir ein anderer wind denselben und ich muss mir immer wieder den faden von neuem zurechtlegen. doch diese methode scheitert, weil aus dem gedicht ein stark verkopftes begehren drängt, das sich jeglicher puppenspielerintuition entzieht und lieber als windspiel entfliegt. was könnte nun das begehren der inneren orange bänglichkeit bedeuten? ist es die partikuläre wirklichkeit von einzelwesen, die all ihre in der inneren orange bangen empfindsamkeiten bisher versteckten und nun im formulieren einer gemeinsamen zweisamkeit ihre aktuelle definiertheit gefährdet sehen? oder ist es vielmehr die sehnsucht nach einem liebevollerem miteinander, die jedoch im geschlechter/beziehungskampf durch das verkopfen verloren geht und sich nur als traurige, insistierende restkopfzeile projezieren kann? und so vermögen sich die kampfbezogenen lw nur vom allgegenwärtigem schatten zu nähren, in welchem ihre begehren, bänglichkeiten zwar zuhause sind, aber wo nur gedämpfte monologe stattfinden. daher sind keine dialoge der gefühle mehr möglich und somit „fliegt“ die vielleicht doch so gewünschte synthese zwischen den li & ld ins flammengefärbte gelborange eines scheiternden lw und in trostlose hoffnungshonigphantasien, die schnell ihr letztes orangeversprechen im blutrot des kriegsumwobenen mars verschwinden sehen, wenn nicht doch noch eine fast antichialiastische verinnerlichung hartnäckig am mars festhalten würde als allerletzte behauptungsaktion monadischer ichbezogenheit und als nur dort verortbare verzweiflung. doch solchermaßen verlangen der kollektiven vernunft navigiert uns von den individuellen, partnerbezogenen beziehungskonflikten weg, zu den furchtbaren erstarrungszuständen eine ganzen erdengemeinschaft mit dieser gefährlichen wachheitsgewähr, die die noch möglichen gemeinschaftlichen wahrnehmungen ins skurille, unmögliche, verfängliche und absolut zerstörische manövrieren und wieder an den anfang eines manhattan-projektes führen, das uns die atombombe mit den grausamkeiten von hiroshima und nagasaki brachte und den „rest“ ?! dieser rest macht mir dann doch angst & bange, denn heideggers phrophezeiung hängt nun wie ein domoklesschwert über das „unbedingte des bloßen wollens“, über dieses „vorsätzliche sich durchsetzen zu wollen in allem“ des menschen und „schießt aus dem abgrund herauf“, füllt es mit den aktuellen bedrohungsszenarien, berührt den einen, von uns so angebeteten, uns angenäherten zeitzeugen nicht im mindesten. das tödliche der erde und diese fast-unbewegtheit vom mars bezüglich unseres seins oder nicht-sein-werdens versetzen uns auf zeitenbrücken. mit einem male vergehen die blicke zum mars wie der flug des windspiels. ich bin berührt

sehr gern gelesen, rivus
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