von M.C.Bertram » Mi 05 Aug, 2009 18:13
Hi Perry,
auf den ersten Blick scheint der Text einfach zu sein; ist er aber nicht. Den narrativen Charakter unterstützen korrekter Satzbau und Interpunktion. Jede Strophe hat ihren klaren thematischen Bezug.
Ein alltagsnahes LD ist frustriert und trotzt, weil es aus unbekannten Gründen nicht mehr mitspielen darf. Lange hat es die abweisende Arroganz der Machtstrukturen nicht wahrhaben wollen. Einer Ameisenkönigin mit telling name zu dienen, verbog es täglich sein Rückgrat. Vor die Tür gesetzt, will es den Straßenbelag beschädigen und Grünzeug pflanzen, weil es im Glanz des Palastes den falschen Schein erkennt.
Jetzt wird die Sache kompliziert: Löcher im Asphalt bedeuten neben der Möglichkeit zur Bepflanzung auch die Beschädigung der Wegstrecke. Dieser Aspekt wird aber nicht weiter verfolgt.
Grünzeug ist Ameisenfutter. Sollen die Glasfassaden fruchtbar werden? Da hat sich das LD viel vorgenommen. Ist sein Protest deshalb so still, weil das LD eigentlich immer noch dienen will? Noch besser dienen?
Die spontane Textauffassung läßt ein kleines ohnmächtiges LD vor einer Glasfront hocken, dem nichts besseres einfällt, als ein Efeu beizusteuern. Die Ambivalenz des harmlosen LD, tief gekränkt, rausgeschmissen, im Grunde gutartig, haut Löcher nur für Pflanzen, wie es scheint, wäre ein im Text enthaltenes mögliches Thema.
Dieses sympathische LD könnte - genügend Unterstützung vorausgesetzt - Paläste ins Wanken bringen: Millionen Konsumenten stimmen mit den Füßen gegen Produkte und kaufen Bio, doch, das geht. Dafür fehlt dem LD aber von dir ein entsprechender Schlußsatz. Gruß mcb