Hallo ihr,
Ich schreibe nun schon seid einigen Monaten einen etwas längeren Roman und wollte
euch einen Kapitelausschnitt vorstellen.
Weil ich noch vor habe eine ganze Weile mit dem Schreiben zu verbringen, ist es mir natürlich
wichtig nicht immer die selben Fehler zu machen und besser darin zu werden. Ich hoffe, dass ihr
mir sagen könnt, wo meine Schwachpunkte liegen und was bereits gut ist.
Habe mich schon etwas durch dieses Forum geklickt und finde es echt interessant.
Vielen Dank
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Kapitel 8 >> Raum aus Glas <<
Die Tür des Raumes war nur angelehnt. Tony ließ seinen Blick umher schweifen um
nach etwas zu suchen, womit er sie am besten verbarrikadieren konnte. In der unteren Etage
wäre das ein leichtes Spiel gewesen, doch dieses Zimmer war anders. Als er es entdeckt hatte
war er für kurze Zeit so überrascht gewesen, dass Frannys Ruf erst viel später an sein
Bewusstsein drang. Der Boden des Raumes war weiß gekachelt und wirkte so sauber, dass er
davon gegessen hätte. In der linken Ecke stand ein schwerer Abzug unter dem ein Teller stand
auf dem etwas in einem neonfarbenen Orange leuchtete. Es glänzte widerlich wie
geschmolzene Knete. An der linken Wand standen weiße Schränke auf einer Arbeitsplatte
derselben Farbe. Hinter den Glastüren der Schränke sprangen Tony zahlreiche
Steilbrustflaschen aus Braunglas in die Augen, deren Etiketten alle sorgfältig beschriftet
waren. Auf der linken Seite der Arbeitsplatte thronte eine Vorrichtung aus über einem
Dutzend Röhrchen, die in Destilatkolben verschiedener Größe mündeten. Daneben lag eine
auf die Seite gefallene Kunststoffdose aus deren Hals eine große Anzahl Pillen gekullert
waren, die jetzt auf der gesamte Arbeitsfläche verstreut lagen. Tony schluckte und stellte fest,
dass es in diesem Raum nichts Schweres gab, was er hätte vor die Tür schieben können.
Der Hund befand sich inzwischen in der oberen Etage und es lief ihm kalt den Rücken
herunter als er das näher kommende Hecheln hörte. Von unten ertönte erneut die Stimme des
Mannes, doch konnte Tony dieses Mal nicht verstehen was er genau sagte. Es schien eine
andere Sprache zu sein. Dennoch begriff er schnell, dass der Mann mit dem Hund sprach,
denn das Schnüffeln mischte sich nun mit einem aggressiven Knurren.
Viel schneller als erwartet stieß etwas mit der Schnauze die Tür auf und betrachtete ihn in
geneigter Kampfhaltung. Tony starrte das Tier für einige Augenblicke mit glasigen Augen an.
Das Vieh war nicht so groß, wie befürchtet, doch war es dennoch ziemlich groß. Tony hätte es
für einen Bullterrier gehalten, doch die Schnauze dieses Hundes lief viel spitzer zu.
Vermutlich irgendeine Züchtung. Der Hund begann jetzt zu kleffen. In seinen zu Schlitzen
verengten Augen funkelte der blanke Wahnsinn. Der Stummelschwanz bewegte sich langsam
von links nach rechts und das grau gescheckte Fell schien förmlich zu beben. Tony tat einen
Satz zur Seite und stellte im selben Moment fest, dass das ein Fehler gewesen war. Der Hund
reagierte blitzschnell und schoss auf ihn zu. Tonys wilder Blick fuhr verzweifelt über die
Arbeitsplatte, doch es gab nichts womit er sich hätte verteidigen können. In diesem Moment
kniff er die Augen zusammen und schleuderte die gesamte Glasapparatur von der Holzplatte.
Zwei große Glaszylinder zerbarsten mit einem Knall auf den Kacheln. Ein dritter traf den
Hund an der Schläfe. Eine klare Flüssigkeit überströmte das zerzauste Fell, doch schien es
dem Biest nichts auszumachen. Er startete einen noch aggressiveren Angriff, und Tony sprang
mit einem panischen Schrei auf die Arbeitsfläche. Die Spanplatte gab unter seinem Gewicht
etwas nach und für eine schreckliche Sekunde ging Tony davon aus, sie würde brechen. Doch
sie schwankte nur bedrohlich hin und her. Der Hund verbiss sich für eine kurze Zeit in dem
berstenden Holz und riss ein großes Stück heraus. Er kläffte wütend und sprang nach Tonys
rechtem Bein.
Warum taucht dieser kranke Besitzer nicht auf und pfeift dieses Untier zurück? brüllte es in
seinem Kopf, doch der Hund schien neue Anweisungen in der fremden Sprache zu
bekommen. Tony trat nach dem Tier, doch nützte auch das nicht viel, denn schnell versank
einer der Reißzähne in seinem linken Schuh. Tony schrie jetzt so laut er konnte. Seine Arme
ruderten unkoordiniert durch die Luft. Er drohte auf den Boden zu stürzen.
Seine Gedanken rasten: Nicht das Gleichgewicht verlieren. Bloß jetzt nicht das Gleichgewicht
verlieren!
Der Hund riss erneut an seinem Fuß und verbiss sich noch fester darin. Blut quoll aus dem
Loch, das der Eckzahn in seinen Schuh gestanzt hatte und Tony sah für einige Momente
Sternchen. Dann hörte er von unten einen verzweifelten Schrei. Ein Schlag folgte. Jemand
rannte die Treppe hinauf. In diesem Moment rutschte er aus und verlor das Gleichgewicht. Er
stürzte seitlich von der Spanplatte und schlug mit der Hüfte auf der vorderen Kante auf. Die
gesamte Arbeitsfläche krachte jetzt in sich zusammen und Tony landete in einem Meer aus
Scherben und Flüssigkeit. Ein krankhafter Gestank stieg in seine Nase. Er blickte verzweifelt
nach oben. In seinem Blickfeld tauchte der Hund auf, der seinen Fuß jetzt los ließ und mit
gefletschten Zähnen auf ihn zukam. Er versuchte sich panisch aufzurichten, doch ein
stechender Schmerz in seiner Hüfte ließ ihn zurück auf den Boden sinken. Er fuhr herum und
versuchte den Träger eines Regales zu erreichen. Sein einziges Ziel war das blanke
Überleben. Sein Hirn hatte einen verzweifelten Notfallplan aufgestellt. Wenn ich das Regal
zum Einsturz bringe, wird das Drecksvieh unter seinen Trümmern begraben.
Er hörte jetzt schnelle Schritte auf der Treppe. Tony umklammerte den Regalträger, biss die
Zähne zusammen und zerrte mit aller Kraft daran. Es tat sich nichts. Der Hund kläffte und
sprang auf seinen Arm zu. Tony zog ihn zur Seite und wusste, dass das Ende gekommen war.
Wie ein Kind das Schneeengel in einem Scherbenfeld spielt, blickte er zu den grellen
Leuchtstoffröhren hinauf. Im Augenwinkel konnte er sehen, wie jemand im Türrahmen
auftauchte. Es war Franny. In ihren Augen glomm stille Wut. Ihre Brille war zerfetzt und nur
einer der Bügel baumelte in ihrem blonden Haar. Sie hielt einen Spaten in der rechten Hand.
Ihre Finger waren entschlossen um den Schaft gekrallt. Der Hund bemerkte sie sofort. Franny
stürmte auf ihn los. Sie erhob den Spaten, wie ein Alliierter sein Sturmgewehr. Kurz darauf
zerschnitt die verrostete Schippe die Luft. Es gab einen erstaunlich dumpfen Schlag als der
Stahlkopf die Bestie zwischen den Ohren traf. Die Beine des Untieres gaben nach und der
Hinterteil sackte zusammen. Franny erhob den Spaten erneut und wollte ihm einen zweiten
Schlag verpassen. Doch dann stellte sie fest, dass der Hund ihr fast leid tat. Sie stolperte
Rücklinks gegen die Tür. Ihre Augen waren aufgerissen. Der Spaten schlug mit einem
gellenden Scheppern auf die Kacheln. Tony keuchte noch immer. Noch nie hatte er solche
Erleichterung verspürt. Franny ließ sich fassungslos gegen einen der Blechschränke fallen und
sank langsam zu Boden. Man konnte förmlich hören, wie der letzte Adrenalinstoß durch ihre
Venen gepumpt wurde. Dann herrschte für kurze Zeit fassungslose Stille.
…