von Wolfgang » Sa 27 Feb, 2010 19:21
Hallo Neruda,
den Schluss Deines Gedichts finde ich raffiniert. Der Traum bekommt bei Dir eine doppelte Bedeutung: einmal als Traum und einmal als Alptraum. Doch der Reihe nach.
Du schreibst konsequnt klein, was ein Hinweis ist, auf das subjektive Erleben des lyr. Ich´s. Ein weiterer Beleg dafür sind wertende Ausdrücke wie: treulosen küssen, letzten fetzen vertrauen und lieber fremde fingerspitzen. Auch der vorletzte Satz, verweist auf ein traumartiges fühlen. Zugleich drückt dieser Konditionalsatz den Höhepunkt des Gedichts aus und bereitet zugleich die Pointe vor. Mit anderen Worten: würde das lyr. Ich vom lyr. Du betrogen, fiele es vom Himmel und zersplitterte wie Eis. Der letzte Satz gibt dem Traum aber die Wendung zu einem Alptraum. Das lyr. Ich hat geträumt, es würde betrogen werden. Offenbar hat das Verhalten des lyr. Du dazu den Ausschlag gegeben. Und so hat sich das lyr. Ich ausgemalt, was passieren wird, wenn es betrogen werden würde. Im letzten Satz drückt sich auch eine Unsicherheit aus: Manchmal werden Träume wahr. Sie müssen es nicht, aber sie können, und dann werden die Alpträume traurige Realität.
Zum Metrum:
wenn ich keine Tomaten auf den Augen habe, dann verwendest Du fast durchgängig den Jambus, bis auf die Zeilen 3 und 5. Ich gebe offen zu, dass ich mit der Verslehre noch einige Probleme habe, aber trotzdem bin ich bemüht.
Reime sehe ich keine, auch keine Assonanzen.
Auffällig sind natürlich die vielen Stabreime auf A und F ( V) und R.
Somit ergibt sich das Bild eines sprachlich ausgefeilten Textes ohne Schnörkel.
Gerne gelesen!
Wolfgang