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Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen
von Ruelfig » Mi 11 Aug, 2010 00:59
deinen Namen auf das Straßenpflaster kotzen, Großbuchstaben prahlen, bis die Lippe platzt. Tote Neger aus dem Baseballkäppi rotzen, laute Hosen tragen für die Nacht.
Arsch zusammenbeißen in authentisch, Ludensohn von edlerem Geblüt, lauter Scheiße schmieden, ohne Stuten reiten, leere Damensättel peitschen, bis die Gerte glüht.
Energiesparhirne in Ekstase fisten, faule Blumen in Gestecke prügeln. Mistgeburten ein Erklärwerk an die Backe bügeln, beinlos auf den Schulterblättern twisten.
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von moon » So 22 Aug, 2010 13:03
Hi Ruelfig!
Das ist Ausartung, Unerwartung, alle Achtung, das mag ich.
Der ganze Text als "Erklärwerk für Mistgeburten", auf jeden Fall reinen Gewissens verfasst. Ja, das kannste, fordernde Subjekte mit persönlichen Verben versorgen. Bei der reimkonstruierten Textform fallen natürlich die unsauberen Reime auf, legitim, in der ersten Strophe auch nicht störend. In Strophe zwei schon etwas mehr, da du dich hier ja mit den Angesprochenen an einen "authentisch" setzen willst. Nur die letzte ist dann durchgehend gereimt, auch wenn du hier ein - vielleicht auch bewusst - umarmendes Schema benutzt. Dann also doch wieder die weiße Fahne? "In Ekstase gefistete Energiesparhirne" sprechen eine andere Sprache.
Hab ich in jedem Fall ob der - für mich - deutlichen Einordnung in die Ecke "Texte haften für ihre Leser" gerne gelesen.
moon
[size=85:2xjb9d7p]Vince: Hey Howard, what will your last words be? Howard: I'll probably just do some poetry. What will yours be? Vince: I'll probably just swear my tits off. (Noel Fielding, Julian Barrat)[/size]
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von Ruelfig » Mi 25 Aug, 2010 21:36
Moin Moon, unsaubere Reime, um das gleich aus dem Weg zu räumen, wo denn? ABAC / DEFE /GHIG. Bißchen ungewöhnlich vielleicht, aber immerhin ein Schema. Mich mit jemandem an einen Authentisch setzen zu wollen, finde ich sehr komisch, da behalte ich mir die Freiheit vor, was draus zu machen. Dass du mit dem Dingens was anfangen konntest, erfreut mein Dichterherz. Die weiße Fahne wedelnd grüßt dich, R
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von Drehrassel » Mi 25 Aug, 2010 21:56
schema ist das keines, ruelfig. schema wäre es, wenn eine systematische behandlung und anwendung des reimes anhand einer folge von reimpaaren innerhalb einer als strophen- und/oder gedichtform (welche freilich nicht tradiert sein müssen, sondern durch den autor sozusagen praktisch originär begründet sein können) zu bezeichnenden und reproduzierbaren gruppen innerhalb des gedichtes periodisch wiederkehrender techniken vorkäme. wozu auch die gestaltung der verschlüsse (kadenzen), mittel wie die assonanz oder auch eingestreute waisen zählen können. /
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von Ruelfig » Mi 25 Aug, 2010 22:16
Joi, Drehrassel, dreimal selig, wer deine Antwort verstünde. "Reime können nach ihrer Silbenzahl, der Stellung im Vers, ihrer phonologischer und morphologisch-lexikalischen Struktur und ihrem Reimschema beschrieben werden. Regelmäßige Reimschemata deuten in Zusammenhang mit bestimmten Versformen auf festgelegte lyrische Strophenformen hin." (Das Übliche, Wiki halt) Da ich die Reimreihenfolge zwar gewechselt, aber regelnäßig gewechselt habe, wieso läge dann hier kein Schema vor, ein auf das Wesentliche beschränktes Muster? Es muss sich doch nicht über endlose Strophen dahintragen? Puzzled, R
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von Drehrassel » Do 26 Aug, 2010 11:22
das wiki-zitat hättest du dir sparen können, ruelfig, denn ich habe keinerlei bestimmmung des reimes vorgenommen. bzw. was den letzten satz des auszugs anbelangt, nichts dem widersprechendes geäußert, lediglich ergänzt: strophen- und gedichtformen. man denke beispielsweise an das sonett. es verfügt auch über (wenn auch dabei in gewissem rahmen variabel zu handhaben, je nachdem in welchem grade man einem diesbezüglichen purismus fröhnte) ein gegebenes schema, welches sich aber nicht aus einer serie von wiederholenden strophen ergibt. streng genommen hat das sonett damit gar keine strophen. nur um dies festzustellen, sagte ich dies. und: dass selbstverständich kein reimschema, keine strophen- und auch keine gedichtform je aus dem bestand überlieferter formen stammen muss. selbstverständlich hat jeder dichter der welt die möglichkeit, eigene formen zu schöpfen. es gab und gibt einige sehr bekannte dichter, welche sich zu diesem behuf gerne und oft die zeit und muße nahmen. mörike etwa. man denke an sein berühmtes gedicht "um mitternacht", das über ein strenges metrisches schema verfügt - umso strenger da dieses noch zudem innerhalb der beiden strophen wechselt, aber immer an den gleichen stellen! wechselt -als auch (denn da besteht ja keine zwangsläufigkeit) reimfolge. /
dies liegt aber im falle deines textes oben nicht vor. drei vollständig unterschiedliche reimabfolgen ausweisend, kann ich darin keine angelegte strophenform erkennen. (metrisch ist ja klar: trochäus. mal fünf- mal sechs- mal siebenhebig) gut, du könntest einwenden: gedichtform! ha! / aber, naja... ruelfig... schreib erst einmal du eine kleine serie von genau so und nur so gereimten gedichten (also auch mit immer wieder den gleichen assonanzen und waisen an den gleichen stellen), dann sehen wir weiter, ob man das in betracht ziehen könnte, eine gedichtform zu nennen. :D
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von Rando Reinhardt » Do 26 Aug, 2010 11:56
... diese Spinner in ihren Baggiehosen, diesen Drei-Monats-Klo´s ... vollkacken sollte man die alle ... also wenn ich so ne Truppe von denen auf der andren Straßenseite sehe, da rutscht mir manchmal doch leider einfach die Flasche aus der Hand ... kann man nix machen ...
... so, aber das Gedicht is klasse ... bei "Energiesparhirne in Ekstase fisten" hab ich gut gelacht ...
Wenn die Sache irre wird, werden die Irren zu Profis (Hunter S. Thompson)
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von Ruelfig » Fr 27 Aug, 2010 21:04
Drehrassel, führe mich nicht in Versuchung. Ich flute das Forum mit Folgen ohne Ende :D . Rando, deine Antwort ist mir einen Antwortbrief wert. Es lebe die alte Bundespost und danke für "Ein Maschinengewehr in der Wüste", ich lerne es zu schätzen. Grüße, R
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von blue » So 29 Aug, 2010 22:01
ich wollt nur sagen, dass ich das gedicht absolut süper find. sehr originell, erfrischend geradezu. und dass dieser drehrassel mir und meinesgleichen zu lieb einmal von seinem stolzen rosse sich hinabbeugen sollte, um seine feinen kommentare auch unsereins verständlich werden zu lassen. :D
so long blue
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von Ruelfig » Mo 06 Sep, 2010 21:05
Hallo Blue, freut mich, dass es dir gefällt, danke fürs Kommentieren. Drehrassels Beiträge sind mir immer ein innerer Dechiffriertag, jedoch sehr lehrreich. Ich freue mich darauf, irgendwann einmal alles beim ersten Lesen zu verstehen :) . Grüße, r
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von Ruelfig » So 26 Sep, 2010 20:05
Hallo esb, klare Selbstkritik ist ein Muss, wie wir alle seit der Kulturrevolution wissen. Ja, mehr noch, die permanente Selbstkritik, morgens beim rasieren muss das schon losgehen und dann darf Kritik ruhig auch mal wehtun. An manchen Tagen sage ich sogar "Sie" zu mir, um mich nicht vereinnahmen zu lassen durch eine die Selbstkritik nur abschwächende Kumpelei mit mir. Insofern bedanken sich mein lyrisches Subjekt und ich bei dir. r
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von Ruelfig » So 26 Sep, 2010 23:10
Ach komm, das mit dem Rauswinden ist gar nicht so einfach, ich habe schon mehrere Kurse bei der Volkshochschule diesbezüglich belegt gehabt und bin jetzt im Seminar: Raus aus der Metaebene - nimm dein lyrisches Selbst an Kindes Statt an. Die Übungen sind echt schwierig und erfordern den Beistand etlicher weiser Männer und Frauen. Doch fühle ich mich gut aufgehoben und bin guten Willens, weiter zu lernen und an mir zu wachsen, auf dass ich demnächst nichts mehr schreiben werde. r
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