Der Feind (für Jirina)
Der Feind, (Die Dreiheit aus Gier, Hass, Dummheit) den man in sich nicht besiegen kann, wird, um ihn nicht andauernd wahrnehmen zu müssen, ausgelagert, weg von der eigenen Person, vom Wohnort, rüber zum Nachbarn oder, falls der zu symphatisch rüberkommt, zu dessen Nachbar. Doch den kann man auch nicht einfach erschlagen, wie der naive biblische Kain das noch machte: draufhauen und weg damit ... und nix wissen. Wissen? War da was? ... - dazu ist unsere demokratische Verfassung zu weit fortgeschritten und bestraft "Verbrecher."
Ins Autorenweb oder zu den Ösis ins Literaturforum? - um himmelswillen, das ist ja wie im eigenen Haus belassen! Da begegnete es uns ja auf Schritt und Tritt! Wie dieser, dieser ... naja! Also noch weiter weg, nach Gorleben vielleicht, in die Politik, die Banken, oder am besten gleich nach Afghanistan, den Iran, Bagdad, den Islam, bloß weit weit weg. So far away ...
Jetzt kommen nicht nur die eigenen Familienangehörigen und bringen die dreisten Drei wieder zurück - Sohn raucht Haschisch, Tochter hat einen Neger - jetzt wehen auch noch die Fahnen des Islam plötzlich am Haus gegenüber! Verdammt, verdamm!
Wer den Feind wirklich besiegen will - und wirklich kommt vom Wirken der Causa finalis - der bleibt bei sich und höre sich zu: wie die dreisten Drei ihre Fallstricke weben, wie sie ein begründbares Denken entwickeln, auf dass sie nie mehr entlarvt werden können. Und dort bleiben ... die Larven und weben die Persona um sich herum zum Schutz.
Wer dieses Larvenstadium nicht aufbricht, Freunde, der ist nicht frei, der lebt nur, um der Eingesponnenen Nahrung willen - vegetiert also bloß, vergleichbar dem Huhn in der Legebatterie. Die Hähne werden gleich getötet.
Von Larven heißt es, dass sie über einen gesegneten Appetit verfügen. Ein armes Huhn ist nun jeder, der von der Gnade dieser Larven abhängig ist; ein armer, im Käfig eingeschlossener Lebensgeist.
Nein, es ist nicht der Islam, der uns einschließt, es ist nicht Afghanistan und das Elend, welches uns von dort nur schwach gespiegelt wird, durch Burkhas und Mujaheddins. Es ist auch nicht Gorleben, auch wenn es ungeheuerlich ist, was unsern Kindern da an todbringendem Dreck aufgebürdet wird (aber wir haben die Scheinsauberen ja demokratisch gewählt, wir Scheinsauberen - woran man schon merken könnte, wie schwach eine Demokratie im 21. Jahrhundert ist.) Es ist des weiteren auch nicht einmal die eigene Familie - ja dieser Neger liegt natürlich schwer im Magen! - sondern es kommt aus jedermanns-jederfraus Innerstem: da hausen sie fett, breit, behäbig: unsere Gier, unser Hass, die lenkende Dummheit. Und wer sie nicht wahrnehmen will, der bedenke doch bitte einmal, wie sehr gerade das Nichtwollen des gegenwärtig Gespiegelten ein Zeichen dafür ist, wie diese Made in Wahrheit lebt - nämlich im Speck!
(Und es bilde sich keiner ein, den könne man im Fitnesstudio einfach wegtrainieren, denn die Made ist ja die dreifache Souffleuse: "wegtrainieren, wegtrainieren ..." - und erfreut sich bester Gesundheit, während wir vergeblich schwitzen.)
Der Feind ist im Inneren, Herr Innenminister, in Ihnen drinn! In Dir, Leser, in mir, ganz ganz in jedem von uns selbst.
Ich liebe diesen Feind, denn er verlangt mir so viel ab. Furchtlosigkeit als erstes zum Beispiel, denn es ist der härteste Kampf im Dasein, sich selbst zu besiegen - die eigene Trägheit des wegsehenden Hinsehens nach draußen umzuwandeln in die Innenschau, durch geschickte Mittel und Entwicklung von Güte zu fördern, respektive von der Larve zu erlösen.
"Ohne Furcht und ohne Hoffnung" - so beschreiben die Mahayana-Buddhisten den Bodhisattva (das leuchtende Wesen), und verstehen darunter jene, die aus Mitgefühl zu jedweder Kreatur auf extastische Freudenzustände verzichten, um erst alle Wesen dorthin zu geleiten, ohne auch nur ein einziges zu benachteiligen.
Warum ohne Hoffnung, möchte man denken, doch die Antwort ist leicht in der Frage zu finden: wer sich vor nichts mehr fürchtet - auf was sollte der noch hoffen? Indem Gier, Hass und Dummheit besiegt werden, verwandeln sie sich, wie es die feineren Märchen und Mythen vorwegnehmend erzählen: in einen Prinz (Inspiration oder Schöpfergeist), respektive Prinzessin - Braut und Bräutigam. Denn was wir an Liebe investieren, strömt verwandelnd in uns zurück.
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