Raumwechsel… geschieht ohne Vorwarnung und zwangsläufig… Der geflieste Boden ähnelt stark dem Schachbrett, dabei thront aber nur ein König und der ist nicht schwarz oder weiß, sondern leblos farblos. So donnert er aber erschreckend mächtig und verlangt nach dem Kampfe, obwohl doch niemand zugegen scheint. Sein Donnergebrüll zertrümmert den Boden, sprengt ihn auf, gleicht nun dem Mienenfelde, und oh Wunder, erholt er sich langsam vom schlagenden Schall und ist nun wieder ganz und rein.
Vom Neuen brüllt der gewaltig bekrönte Mann, sodass die Fliesenscherben in die neblige Luft sich schwingen und aneinander zerschellen. Es scheint, als leuchte dann kurz etwas auf, ein kleiner Funken, der aber alsbald erlischt. Dies Schauspiel wiederholt sich und immer klingt es, als sei die Wut nun umso größer, jeder erneute Zusammenprall von noch wuchtigerer Intensität. Ich versuche mich dem polternden Herrscher zu nähern und rufe ihm nun durch den betäubenden Lärm zu: „Nach wem verlangt ihr, wozu diese Überreizung des Organs?“Der Riese scheint mich nicht zu hören, weiteres Rufen bleibt vergeblich und schadet doch nur dem Halse.
Es donnert wieder. Es schellt neben meinem linken Ohr: „Es ist Krieg, ich der König hab die Kraft…“ Ich muss mich retten, mich retten, muss entkommen, überleben, sein , sein , sein. Doch bald weiche ich den fliegenden Geschossen spielend aus, bin euphorisiert, heroisiert. Ich erreiche eine Art Graben, der erstaunlich symmetrisch errichtet wurde, von Mensch oder Natur. Dunkel ist`s, jemand, etwas zieht an mir, ich fasse eine winzige Hand, ein Kind, nein Kinder liegen zu Hauf im Graben, schützen sich vorm Trümmerschall. Ohne Gefühl sind ihre Blicke, fahl sind ihre Gesichter und winzig sind auch ihre Waffen…
Doch was muss ich nun erkennen, was ich für Waffen hielt, sind doch nur kleine Bücher, ja jetzt werd ich ihnen gewahr. Selbst der Graben besteht aus getürmtem, gebundenem Papier. „Guten Tag der Herr, Willkommen im gehobenen Kreise, in der Welt der Gelehrtheit, im Graben des Intellekts. Dieser donnernde Riese ist gar allzu einfach gestrickt, er weiß noch nicht mal wofür er kämpft, glaubt es geht ums Machtgefüge und seine Statur präsentiert er uns, wie einen Orden auf dem Kleide. Lächerliches Wesen, seiner Gattung höchst unwürdig, wie ich und wir finden. Hat er uns den Boden zerbrochen so entsorgen wir die Splitter rasch und beginnen die goldenste Zeit. Geduldig verweilen wir dann, Zeit braucht Zeit und Gewalt braucht es um etwas zu bewegen, physisch, wie politisch…“
Ein Geschoss erwischt eines der Kinder am Kopfe, es fällt und verstirbt augenblicklich. „Tragischer Verlust, doch wir können nur wahrlich kurz trauern, die goldenste Zeit ruft nach uns, unsere Blicke weisen hinauf.“ -„Was steht in euren Büchern, frag ich mich.“- „Wir notieren die Zeit und verzeichnen die Gefallenen, alles tragische Helden, wir lernen aus den Fehlern der Vergangenheit, notieren für die Nachkommen, es kommt die goldenste Zeit, ohne König und ohne Gold.“