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Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen
von Perry » Di 08 Jun, 2010 17:48
wie flutschte der flachs doch einst durch die finger, rann der faden über rollen zur spule. ein lied aus blutjungen lippen, sprang über auf kräftige schultern, die ballen trugen.
eintönig surrend später kämme und fächer, die fäden geschossen, gekreuzt und über rotierende walzen zu endlosen bahnen gewebt, von summenden staplern bewegt.
nun ist es still, die räume sind leer, der flachs verfault, der faden lief aus. verklungen sind die gesänge, gespenstisch harrt das ruhende gestänge vor dem haus die schwingende birne.
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von rivus » Di 12 Apr, 2011 10:00
hi perry, dieser text berührt mich. genauso spürte ich den ausverkauf der textilbranche im brandenburgischen. ich bin hier involviert u. eine spinnerin, eine bebleidungsfacharbeiterin standen arbeitlos in den räumen, die immer noch spinnen, nähen.
dieses abgespult trifft den tonus der vielen verlorenen. einiges blieb museal zurück, anderes wanderte nach rumänien. vieles geriet ins visier der abrißbirnen, obwohl steilmann und co soviel versprochen hatten ...
die atmosphäre ist für mich abgelauscht u. der film spult immer noch ab.
gern gelesen
lg, rivus
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von kernbusch » Di 12 Apr, 2011 11:14
Zitat: ein lied aus blutjungen lippen, sprang über Diese Romantisierung von Kinderarbeit finde ich unangemessen. Damals war den Kindern bestimmt nicht nach Liedern zumute, wenn Sie 7 Tage (später dann nur noch 6) am Webstuhl schuften mussten. Zudem überspringt der Text meiner Meinung nach eine Industrielle Epoche. Gruss Matthias K.
Zuletzt geändert von kernbusch am Di 12 Apr, 2011 11:32, insgesamt 1-mal geändert.
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von Perry » Di 12 Apr, 2011 17:46
Hallo Rivus, danke dass du diesen bereits etwas älteren, aber irgendwie auch zeitlosen Text aufgegriffen hast. Ja der Niedergang mancher Branchen ist tragisch aber vermutlich nicht zu vermeiden, leider geht damit oft viel menschliches Leid einher, dem ich mit meinen Bildern ein Klagelied summen wollte. LG Perry Hallo Kernbusch, nun dieses Mal zeigst du zumindest schon konstruktive Ansätze in deinem Komm, auch wenn deine Kritik leider verpufft, denn sogar die Sklaven auf den Baumwollfeldern haben schon gesungen, um ihr Leid zu überdecken und seit wann muss Lyrik ein zeitgeschichtliches Dokument sein. LG Perry PS: Falls du mit der fehlenden Epoche die Industriealiserung meinst, die steckt in der zweiten Strophe.
Zuletzt geändert von Perry am Di 12 Apr, 2011 17:48, insgesamt 1-mal geändert.
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von kernbusch » Di 12 Apr, 2011 18:36
Klar haben die Sklaven gesungen. Du verklärst hier aber sprachlich ins Romantische, die Kinder haben aber den Flachs nicht flutschen lassen und sprachlich kommt hier die"Ausbeutung" überhaupt nicht rüber. Nichts dagegen, wenn man über singende Sklaven schreibt, wenn man auch erkennt, dass es ausgebeutete Menschen sind, die singen um sich Ihr Schicksal zu erleichtern.
Übrigens glaube ich kaum, das man in einer alten Weberei überhaupt singen konnte, die Luft war bestimmt sehr staubig und es war mit Sicherheit recht laut. Wenn Du zu Begin nicht so lachs mit dem Thema umgegangen wärst, wäre es glaubwürdiger. Es geht um Ausbeutung, Abwanderung, Verwaisung ganzer Regionen, und da passt die erste Strophe halt sprachlich überhaupt nicht, wirkt nur verklärt, zu verklärt für so ein Thema. Gruß Mathias K.
Zuletzt geändert von kernbusch am Di 12 Apr, 2011 20:46, insgesamt 1-mal geändert.
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