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Humoristische Geschichten, Satiren
von Odin » Mi 11 Mai, 2011 20:28
Sicher, es ist Delikat, aber ich sag’s mal unter uns. Gestern war ich im Supermarkt um für meine Freundin Scheibenwischerdings zu kaufen. Das ist was anderes als das Dings (Pfanne) aus dem Küchenschrank, oder Dings am Montagmorgen (Müll rausbringen). Scheibenwischerdings ist eine Mischform und beschreibt 5% Athnolalkohol mit 10% Blausäure. Zusammengekippt hält es Scheiben sauber und sorgt für angenehmen Duft. Im Supermarkt steht es unten und um der Suche den Wortschatz meiner Freundin zu verleihen: Kratzdings, Sprühdings, Öldings und da kommt es! Flüssigkeit zur Auffüllung der Scheibenwischanlage. Natürlich ruft sie jetzt an. „Vergiss nicht, das Dings mit fleischig behaarten Blättern zu kaufen!“ „Meinst Du Primeln?“ „Ja genau, Deine Mutter kommt morgen!“ Zwanzig Stück hat sie in ein Kistchen über die Balustrade gezwängt. Bestimmt wird Nummer einundzwanzig das Maximalgewicht sprengen und auf der darunter verlaufenden Hauptstraße für blumigen Einschlag sorgen. Für den Fall der Fälle hätte meine Freundin aber auch schon Ideen. Nachdem Ground Zero geräumt gäbe es Streuseldings, die Beisetzung zusammengefegter Primelreste fände im Parkdings statt. Zum Abschluss wäre der Trauerzug dann wieder pünktlich im Blumenladen um fleischigen Ersatz zu besorgen. Ich hab‘s schon vor den Augen. Meine Mutter schluchzt während meine Freundin ihr unverblümt eine haarige Primel reicht. „Ein fleischiges Dings“ haucht sie noch sanft ins Ohr, dann kommen die Tränen und sie entschwindet im Dickicht des Trauerzugs. Zum Glück ist das meiste davon Utopie. Ob Geschirr- oder Wäschedings, alles wird nach meiner Rückkehr aus dem Supermarkt erledigt, auch für Streu- und Katzendings habe ich gesorgt. Moderne Männer machen das, auch wenn die Freundin kein Dings hat und nicht die Goldedition der Emma besitzt. Häufig genug ist mir das Dings ja auch recht: Wenn nachts der Uhu auf dem Baum sitzt und das Land unter schiefen Türmen schläft gellt manchmal ein Schrei durch die Straßen. „Ooooooh, mach Dings!“ Zum Glück liest Sie das jetzt nicht.
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- Struppigel (Mi 11 Mai, 2011 20:35)
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von Antibegone » Mi 11 Mai, 2011 21:05
Hey Odin, ich find die Story gar nicht schlecht. Dieser flapsige Ton. Das Absurde, was aber gleichzeitig in deiner Darstellung eine Alltäglichkeit erhält. Scheibenwischerdings ist eine Mischform und beschreibt 5% Athnolalkohol mit 10% Blausäure. Zusammengekippt hält es Scheiben sauber und sorgt für angenehmen Duft
Das finde ich gut, wie du hier ganz detailliert wirst, das passt. Vor allen weil es so sperrig gegenüber dem ganzen Gedingse steht. Du arbeitest gut mit Banalität und Übertreibung, mit bildlicher und darum eindrücklicher Sprache: Zwanzig Stück hat sie in ein Kistchen über die Balustrade gezwängt. Bestimmt wird Nummer einundzwanzig das Maximalgewicht sprengen und auf der darunter verlaufenden Hauptstraße für blumigen Einschlag sorgen.
Die relativ nüchterne Erzählhaltung des personalen Ichs transportiert diese interessante Spannung zwischen Absurdität und Alltag. Was der Geschichte irgendwie fehlt ist eine Pointe. Du versuchst es in dieser „Primel“-Episode münden zu lassen, was ganz gut ist, weil sonst hätte es gar keinen Verlauf. (Dabei muss ich sagen, dass genau das bei mir am Ende keinen Sinn mehr macht. „Ich hab‘s schon vor den Augen. Meine Mutter schluchzt während meine Freundin ihr unverblümt eine haarige Primel reicht. „Ein fleischiges Dings“ haucht sie noch sanft ins Ohr, dann kommen die Tränen und sie entschwindet im Dickicht des Trauerzugs.“ Das kriege ich vom Handlungsverlauf nicht zusammen. Also, die Leute sind zurück, mit neuen Primeln zeigen es der Mutter und, warum haucht sie dann irgendwem (wem?) etwas ins Ohr und verschwindet im „Trauerzug“, der ja auf die Beerdigung der vorigen Primeln anspielt. Ich sehe da keine Motivation, keine Logik in der Handlung) Vielleicht könntest du versuchen noch stringenter zu arbeiten. Die Objekte, die der Einkauf bringt, vl untereinander zu koppeln. Wenn eh der Besuch der Mutter bevorsteht, warum nicht nur dafür einkaufen – wozu die Scheibenwischerflüssigkeit? Es ist einfach blöd zu lesen, wenn es von einem ins nächste springt ohne erkennbaren Grund. Bau dir ein Inventar der Geschichte. Voll mit Objekten, die du zumindest assoziativ verknüpfst – mach die Geschichte rund. Denn komischer Weise fügst du ja nach der „Primel“-Episode noch eine Pointe an. Das Resümee des Erzählers. Das verträgt sich irgendwie nicht. Gerade in so kurzen Erzählungen reicht ein Höhepunkt. Vor allen wenn es Komik sein will. Noch eins. Du hast echt viel Dings. Das ist einerseits gut. Weil du konsequent bist. Andererseits benutzt du Dings (außer im Resümee) durchgängig gleich. Wie wäre es mit ein paar Variationen, die gleichsam sprachlich und formal für Akkumulation sorgen. Weißt du, was ich meine? Einen schönen Abend, Anti.
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von Garfield » Mi 11 Mai, 2011 23:41
Moin
Ich kenn mich nicht aus mit Scheibenwischerflüssigkeiten, aber n bissel mit Chemikalien. Deswegen wüsst ich gern was Athnolalkohol sein soll. Und ich bezweifle das Blausäure drin ist, scheint mir recht gefährlich. Laut Google-Recherche ist das nichts weiter als Wasser und Frostschutzmittel, aber vllt weißt du es ja genauer, dann würd ichs gern erfahren.
Gruß Garf
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von Odin » Do 12 Mai, 2011 07:24
Hallo Garf, oh jeh, ein Witz meiner Satire wurde nicht verstanden. Kommt aber bei den besten Schreiberlingen vor. Ehrlich gesagt, kenne ich mich mit Autoflüssigkeiten überhaupt nicht aus. Beide Wortgebilde entspringen nur meiner Phantasie. Bestimmt hast Du aber recht, ich hoffe das mixt sich jetzt keiner zusammen und kippt es in sein Auto:-) Beste Grüsse Odin
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von Garfield » Do 12 Mai, 2011 12:33
Moin Wo ist da der Witz und vor allem die Satire? Ein völlig sinnloses Wort vor Alkohol zu stellen und Blausäure (die wohl kaum deiner Phantasie entspringt, es gibt sie ja )zuzufügen, da ist keine Anspielung, kein Wortspiel oder irgendwas in der Art drin, es ist nur falsch. Gruß Garf
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von Odin » Do 12 Mai, 2011 20:18
Garfield hat geschrieben:Moin Wo ist da der Witz und vor allem die Satire? Ein völlig sinnloses Wort vor Alkohol zu stellen und Blausäure (die wohl kaum deiner Phantasie entspringt, es gibt sie ja )zuzufügen, da ist keine Anspielung, kein Wortspiel oder irgendwas in der Art drin, es ist nur falsch. Gruß Garf Nun ja, über Humor lässt sich ja bekanntlich streiten. In einem hast Du aber recht. Eine gründlichere Recherche über Bindungsmittel zur Säuberung von Autofrontscheiben (ächz) , hätte den Text sicherlich nicht verschlechtert. Bist doch Experte auf dem Gebiet der Flüssigkeiten, was könnste denn Empfehlen- um mal konstruktiv zu werden :-) Gruß Odin
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von Garfield » Do 12 Mai, 2011 22:05
Ne, sorry, das Studium ist wenig anwendungsbezogen, eher wissenschaftlich ausgelegt deswegen kann ich dir da leider nicht weiterhelfen, wird glaub ich auch schwirig mit Chemikalien nen Witz zu machen der allgemeinverständlich ist. Und eine konstruktive Kritik muss doch keine Verbesserungsvorschläge enthalten, es ist ja deine Geschichte, du wirst dir Dinge dabei gedacht haben die ich nicht sehe und umgekehrt. Prinzipiell würde es doch auch passen einfach die reale Zusammensetzung hinzuschreiben, aber musst du wissen. Für weitergehende Textarbeit verweise ich auf Antis Kritik oben, mir ging es nur um diesen einen Aspekt.
Gruß Garf
Zuletzt geändert von Garfield am Do 12 Mai, 2011 22:09, insgesamt 1-mal geändert.
Kurz, er bewies eine Geduld, vor der die hölzern-gleichmütige Geduld des Deutschen, die ja auf dessen langsamer, träger Blutzirkulation beruht, einfach gar nichts ist. Gogol - Die Toten Seelen
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von Antibegone » Fr 13 Mai, 2011 20:43
Ja, ich frag mich auch, warum du nicht auf meinen Kommentar geantwortet hast, Odin. Gibst es dafür einen spezifischen Grund? Wenn ja, sag ihn mir doch einfach schönen abend, antibegone
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von Odin » So 15 Mai, 2011 20:32
Antibegone hat geschrieben:Ja, ich frag mich auch, warum du nicht auf meinen Kommentar geantwortet hast, Odin. Gibst es dafür einen spezifischen Grund? Wenn ja, sag ihn mir doch einfach schönen abend, antibegone Kommt noch Bin aber echt angenehm überrascht. Eine Superkretik, insbesondere, weil Du mein Machwerk aus einem Blickwinkel betrachten kannst, der mir wiederum als Schreibender versperrt ist. Mehr davon später, habe gerade Nachtwache und kümmere mich um alte Omis im Nachthemd
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