(1) und morgen ?... (kernbusch)
Alles drängt sich im Gasthaus.
Im Gewitterlicht huscht eine Fliege
von Astloch zu Astloch,
ihr Tanz erzählt
eine Geschichte
von Maxim Gorki,
von der uneingeschränkten Erscheinung
jenes Menschen,
inmitten einer Steppe.
Eine Münze fällt aus meiner Tasche,
rollt, lauter, als sie schwer sein kann,
zwischen Schuhen.
Jeden Moment kann ein Mord geschehen
oder sie landet
in einer Kopfwelt verirrter Zahlen.
Jemand schließt die Fenster,
wir sind jetzt in einem Mantel künstlicher Elektrizität
-gefangen-.
(2)Und morgen kommt das Land (Antibegone)
Chromblau am Abhang der Grenze verkehrte
In sich um einzufangen das Flatternde der Lider
Im Abhängen und trunken trunken trunken
Vor sich her gesunken
Erzähl ich dir vom andern Land und seine Ränder
Sind schon grau sich nicht mehr ergeben
Trunk! Des andern Land wo Kormorane
Vor den Augen den Händen
Den Rändern der Augen
In sich hinein die nächste Runde trank
Den Akazienhonig schöpfte ihn und ließ
Es trunken trunken trunken
(3)Global Travelling 2.0 (Kernbusch)
Gestern in Arizona,
sandmelierte Lichttunnel,
Epochen, zählbar, wie Falten in Haut,
Zenitsonne konserviert
in hungriger Lauerstellung,
heute werde ich noch einmal
auf Gras treten...
und morgen
Spurensucher sein.
(4)Ohne verletzende Absicht (Ruelfig)
Langsamer Rückzug von gewissen sicheren Ansichtspunkten
sind wir es, die gebetet haben gegen sie in Ewigkeit.
Schatten in Ketten tanzen klagend, nackt in der Nacht,
sich selbst einander als Opfergabe darzubringen,
ihre Kehlen zur Beute entblößend dem Feinde
im Innern. Ohne Fehleinschätzung der Vergangenheit
ist es am leichtesten, eine Zukunft wiederherzudestillieren,
der es nie bestimmt war, nicht zu sein.
(5)und morgen mach ich ernst* (Neruda)
heute jedoch wieder wollüstiges grunzen, auf dem rücksitz den rücken verrenken
& unterdrücken: das zähneklappern, den brechreiz oder die selbstachtung;
erst langsam die verkrusteten genitalien lutschen, dann schneller, schnell
schlucken & ausspucken:
flüssige galle für flüssiges gold
jetzt nur einmal noch die finger gnadenlos geballt, furchen grabend
mit den nägeln in papierdünne haut, aufgeschabt am haltlosen,
die adern durchbrannt von einem meeres
rausch
- der nächste schuss wird nur eine fotografie
wenn ich jetzt nicht aufhöre, sterbe ich*
* Babsi in "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"
(6)auch ein nächster tag redet mit vollem mund (IsaG)
ich hab den dreh gehört,
felder voller wind-
räder da fragt der mann sich,
mit ernst im mund - wo ist hier
meine stadt? aber stehen, tun
sie gleich wildgewachsene blumen
ein bitterling ist k/ein vergleich.
wer und was bist du,
dass du keinen wind mühlen hörst.
(jetzt wieder, tanzt alles in mir)
es wird einmal.............. wie war
wir warten morgen, wir
gehen tauchen und... morgen!
geben wir einfach auf.
(7)Oder Flügel schlagen (struktur-los)
Als sie auf Zehenspitzen über den Flur huschte, wusste sie nichts von den Worten, die an der Wand klebten, um sich beim kleinsten Windhauch von der Tapete zu schälen. Auf dem Tisch in der Küche stand ein Glas Milch, das sie behutsam zum Mund führte, um dann doch nichts zu trinken. Denn ihre Zunge nagte gerade an der Zeit, die sich an ihrem Nachthemd verfangen hatte, zusammen mit den Buchstabengeflechten, die sich wie im Feindflug auf sie niedergeworfen hatten. Das Licht des Mondes war diese Nacht ein anderes. Er grellte sie an und fauchte, sie solle sich zusammenreißen und die Gedanken, die sie unhörbar um sich warf, in sich hineinfressen, so wie sie es immer tat, um sie in aller Ruhe beleuchten zu können. Doch dieses Mal baute sie sie fein säuberlich auf dem Tisch auf, warf ihnen einen zerstörerischen Blick zu und pustete sie ins Gestern, da wo sie hingehörten. Mit einem erlösten Grinsen begab sie sich zurück zum Bett, in dessen Federn sie sanft, glücklich und frei von quälenden Gedanken hinein glitt.
Der Schlaf wollte sich gerade um ihre Augen wickeln, da ersann sie einen Punkt am Ende des Zimmers. Er schien sich zu bewegen, auf sie zu oder fort – nein, nicht auszumachen, was dieser Punkt tat. Aber eigentlich schien dies nicht sonderbar. Sie sah des Öfteren Dinge, die nicht zu definieren, nirgendwo hin gehörig schienen. Egal. War es ihr nicht. Nicht genug. Und doch. Sie vergaß so vieles. Zeit und Raum verschoben sich so rasant, dass sie weder Heute noch Morgen einzuordnen vermochte. Es schien nur ein Gestern zu geben, denn selbst die Stimmen und alle anderen Geräusche, die sie vernahm, kamen von weit her, schallten wie ein Echo auf sie zu, als befände sie sich unter einer Glocke. Manchmal ahnte sie, nur für einen kurzen Moment, dass da draußen das Leben, in Plastikbehältern abgefüllt, nicht auf die Stunde zu rückt und auf der Zungenspitze nach was Aufgestoßenem quakt. Welch geschmackloses Treiben. Sie fragte sich dann oft, warum die Schönheit mit dem Augenaufschlag fällt, Farben unantastbar blieben, sich ihr kein Spiegelbild zeigte. Still atmete das Innen das Außen, doch mehr als Grautöne konnte sie nicht schmecken. - Wärst du ein Vögelchen flög ich zu dir – Manchmal waren sie da, diese Hände, warm, weich und leicht. Immer dann pfiffen Ihre Ohren und tonlos fielen ihr die Wolken aus den Augen. Und auch dieses nicht verklingen wollende Piepen, das langsam lauter wurde, um im Endspurt wieder abzuschwächen, drang bis zu ihrem Herzen vor, nistete sich darin ein und pumpte die leichte Schwere in den warmen Fluss ihres Daseins. Wo fand sich die Stille?
Als sie auf Zehenspitzen über den Flur huschte, wusste sie nichts von den Händen, die aus den Wänden flossen, um sie beschützend zu halten, würde sie fallen. Sie will ja wollen, auf Stehen spitzen stille stehen, nicht still stehen…Auf jeden Fall aber Eintauchen! -