Hey Salome,
jetzt möchte ich mich doch auch einmal zu einem deiner Werke äußern. Ich habe es bisher noch nicht getan, da ich doch ein wenig überrascht war, ja, geradezu entsetzt (im positiven Sinne), darüber, dass mir jemand doch in gewissen Standpunkten, sowie im Ausdrücken von Gedanken so ähnlich ist. Das gab mir zu denken und erfreut mich irgendwie. Das wirst du sicher nicht bestätigen können, da ich mich in letzter Zeit etwas zurückhielt mit meinen Worten, speziell im Bereich der Auseinandersetzung mit anderen Texten, aber ich persönlich empfinde es so.
Zu deinem Gedicht:
Du schriebst es, bis auf die letzten beiden Verse, im Imperfekt, der Vergangenheit.
Hach, das Gelesene spricht mich an - oder eben auch nicht. Ich denke eher, ich bin stimmig mit dem, was du laut meiner Leseart hier auf metaphorische Weise widergibst und das poetisch gekonnt und auf den Punkt gebracht. Nur betrachte ich die Vergangenheit hier nicht als Vergangenes, empfinde es doch als
einen Teil "reale" Gegenwart sowie der im Heute herbeiführenden Zukunft.
Ich assoziere mal, ok?
Die Menschen sitzen fest in ihren Häusern, lassen sich verseuchen durch das Einprasseln medialer Welten. Bald wird selbst der gesamte Einkauf per Mausklick erfolgen - die Straßen, Wiesen und Wälder werden menschenleer sein, die Natur ein Bilderbuch. Selbst die Liebe wird es nur noch auf dem Bildschirm geben - die Froschkönige/innen transformieren sich zur Kröte, die stinkend die Zimmer füllen, weil sie ohne Haut und Geruch der Einsamkeit den Vortritt lassen.
Informationen über den Bildschirm geschoben, verzerren das "reale" Bild "Welt" und manipulieren Menschen bis zur Selbstaufgabe. Wer dies erkennt, sich abwendet von diesem Schauspiel - hinaus tritt, wird verfolgt und zurück ins Haus getrieben.
jetzt hab ich ein haus gebaut,
es riecht...
Ja, und ein eigen gebautes Haus, in dem man abgekappselt von der Welt (bzw. von der "verseuchten Masse") sein Dasein frönt, macht einsam und ändert die Welt nicht. Ich nehme mal an, aus diesem Grunde schriebst du: "es riecht".
So, das war meine Lese, gebe zu, etwas überzogen und
einem Teil der in dieser Welt Lebenden keinesfalls gerecht, dennoch denkbar, vielleicht eher fassbar. Ich lese es wie ein kleines Manifest an dich und die menschliche Welt... Es reicht eben nicht, etwas nur zu erkennen, man darf auch handeln und wenn es auch nur im kleineren Rahmen erfolgt - eben im eigenen Rahmen der Möglichkeiten und darüber hinaus im Gemeinsam und in dem, was fähig ist, sich im Umfang zu erweitern.
Wie dem auch sei, ich wünsch' dir ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße