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Für alle Gedichte, die zwischenmenschliche Beziehungen behandeln - mit Ausnahme der Liebeslyrik
von Corazon De Piedra » So 04 Sep, 2011 10:09
Kopfschuss
So klein, so rot, leicht ausgefranst - genau in deiner Stirn. Ein Einschussloch in dem Bereich, ist kaum gut fürs Gehirn.
Kleiner Scherz von mir, so bin ich halt, du wirst ihn kaum noch hören. Ein Kaliber M193 im Gehirn, da kann dich nichts mehr stören.
Das Galil lag so gut in meiner Hand, da hat nichts gewackelt. Und du im Sturmgewehrvisier, wer hätte da lang gefackelt?
Dein Tod war unvermeidbar und kein Trauerfall. Nicht mal für die Chronisten. Keiner der überleben will legt sich jemals an - mit militanten Pazifisten.
Du starbst kurz und schmerzlos, keineswegs andante. Bedanke dich dafür bei mir, deiner pacifista militante.
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Lyrics by CDP
Zuletzt geändert von Corazon De Piedra am Di 13 Sep, 2011 14:59, insgesamt 5-mal geändert.
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Corazon De Piedra
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von struktur-los » So 04 Sep, 2011 13:35
Hallo Carazon,
ich wollte dein Gedicht eigentlich ignorieren, denn es gefällt mir nicht. Ok, die Form ist schick, das Bild rührt zu Tränen - das war' s aber auch.
Hineinversetzen in die Situation kann ich mich nicht, so behütet, wie ich hier aufwuchs und lebe, in diesem wunderbaren demokratischen Staate mit seinen sozialen Strukturen (ha, ha und ja, doch... zum T...!)
Was bewegt einen Menschen, sowas zu schreiben - mit einem Grinsen im Gesicht und einem Späßchen auf den Lippen.? Vll. denkt man so, wenn man im Krieg geboren wurde, damit aufwuchs... ich weiß es ja nicht.
Ich war noch nie so wütend, einem anderen Menschen Gewalt antun zu wollen, denke aber, dass ich dazu fähig wäre, wenn das Leben meiner Familie, der Menschen, die ich liebe auf dem Spiel stünde - keine andere Lösung in Reichweite wäre - Überleben - doch, zu welchem Preis?
Wenn dieser Eine stirbt, der, von dem die Gewalt ausgeht - endet sie dann? - ist sie für immer ausgeschaltet, verbannt aus den Köpfen der Menschheit? Ist sie nicht nur kurzzeitig ruhiggestellt und schlägt dann mit doppelter Wucht zurück?
Ein Kopfschuss - - - weg, aus - kein NachDenken, kein Bedauern, kein Leiden - - - tot - mehr nicht. Es ist so, als hätte man Nichts getan - nichts für/gegen diesen Menschen. Aber für viele ist man vll. ein/e Held/in... mehr aber auch nicht.
Was ändert sich - was bewirkt es letztendlich? Wem hilft es wirklich?
Sag es mir!
Wünsch' dir einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße
PS: Ich weiß, dass die Welt nicht so tickt, wie ich es mir wünsche und alternative Strategien zur Problemlösung und Bewältigung oft gar nicht erst gesucht werden - oft aus wirtschaftlichen/religiösen/machthaberischen Gründen - und doch kann und werde ich es nicht gutheißen. Ich kann nur hoffen, dass es einmal genug Menschen geben wird, die sich gegen das Kriegen wehren, mit Mitteln, die sich körperlicher und psychischer Gewalt entziehen.
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von Corazon De Piedra » So 04 Sep, 2011 13:44
struktur-los hat geschrieben:mit Mitteln, die sich körperlicher und psychischer Gewalt entziehen. An welche hast du denn da gedacht? Lieber struktur-los, dieses Gedicht zeigt nichts weiter als das, zu was Menschen fähig sind, fähig werden, wenn sie täglich Gewalt erleben, sich daran gewöhnen, abstumpfen, gefühllos werden. In Kolumbien rekrutiert die F.A.R.C. Teenager und bildet sie zum Kampf aus. Die F.A.R.C. ist militärisch besser ausgerüstet als die kolumbianische Armee. Was glaubst du, was aus diesen Kindern wird? Und wie soll man die F.A.R.C. bekämpfen? Mit Gebeten? Albert Einstein sagte mal: "Ich bin nicht nur Pazifist. Ich bin auch militanter Pazifist. Ich will für den Frieden kämpfen." So sehe ich das auch. Liebe Grüsse Corazon
Zuletzt geändert von Corazon De Piedra am Di 13 Sep, 2011 15:09, insgesamt 1-mal geändert.
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von GlasaugeBill » So 04 Sep, 2011 17:04
Albert Einstein sagte mal:
Albert Einstein hat viele schlaue Dinge gesagt, und es würde ihm nicht gefallen aus dem Zusammenhang genannt zu werden. Denn genau in diesem Zusammenhang liegt die Reaktion auf Struktur-los Hoffnung. Ich hoffe doch sehr, dass du, liebe CDP, ähnlich wie Herr Einstein denkst. Du kannst dir ja mal den gesamten Briefwechsel durchlesen, sehr interessante Ansätze. Googletip: Albert E. "für einen militanten Pazifismus"
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von struktur-los » So 04 Sep, 2011 18:26
Liebe Corazon, vorweg erstmal - ich bin eine Sie. struktur-los hat geschrieben:mit Mitteln, die sich körperlicher und psychischer Gewalt entziehen.
An welche hast du denn da gedacht?
... Leider habe ich da auch keine konkreten Mittel parat. Gebete werden da sicher nicht helfen, auch wenn sie ein Stützpfeiler sein können und Kraft spenden mögen. Da die Menschen, die in Kriegsgebieten aufwachsen/aufwuchsen, wie du schon schriebst, nichts anderes kennen lernen/gelernt haben, ist/wird es schwer, Alternativen durchzusetzen. Deshalb ist es notwendig, global an die Sache heranzugehen. Es bestünde und besteht die Möglichkeit , gemeinsame Projekte zu schaffen, die Verbindungen aufbauen und somit gemeinsame Errungenschaften gewähren, ein Miteinander fördern. Ein weltweites einheitliches Handeln bezüglich Gerechtigkeit, Partizipation, nicht zu vergessen der Schutz unserer Umwelt, eingeschlossen das gemeinsame Handeln und Fördern der Nachhaltigkeit, gerade in Bezug auf die natürlichen Ressourcen, sind m. E. die Hauptvoraussetzungen für ein gesundes Miteinander. Ebenso wichtig ist die Förderung der Toleranz untereinander - egal welcher Herkunft und welchen Glaubens - und das Bewusstmachen, dass jedes Leben auf der Erde, und zwar jedes noch so unscheinbare, Respekt und Achtung verdient und zusammen mit anderen Lebensarten ein/das Ganze/s ergeben - welches auch nur erhalten und am Leben bleiben kann, wenn man es in seiner Einzigartigkeit wahrnimmt und schützt. Das ist ein langer Prozess, der aber im Kleinen schon begonnen hat, wie die aktuelle Agenda zeigt, mit ihrem entwicklungs- und umweltpolitischen Aktionsprogramm. Ja, jetzt wirst du lachen und sagen... hey, das kann Jahrzehnte dauern, bis die abgearbeitet ist und berührt die Menschen der Länder außerhalb der EU null (von denen innerhalb wollen wir mal nicht reden). Es ist ja aber auch nur ein Beispiel fürs gemeinsame Handeln ... und keines Falls in jedem Punkt ausgereift und bis ins Kleinste durchdacht. Und wie soll man die F.A.R.C. bekämpfen?
... wenn man Gewalt ausschließen möchte, vll. durch das Schaffen eines logistischen Loches... sodass die Aufrechterhaltung nicht mehr erträglich wird und dies ein Desertieren der Rekruten/Soldaten zur Folge hat? ... (ist sicher auch wieder mit Gewalt verbunden, oder? - und wo sollen die Rekruten/Soldaten hin? Was wird aus ihnen?) ... wurde ja sicher auch alles schon in Angriff genommen ... ich habe ja sowas von keine Ahnung. Zudem räumt es die Ursachen, von denen sich dieser Krieg ernährt, ja nicht aus der Welt. Wirklichen Parzifismus vorleben, nicht in vorgegebene Muster einsteigen: Gewalt erzeugt wieder Gewalt und wieder und wieder und wieder, wenn nicht irgendjemand damit aufhört. Vll. hast du aber auch Recht, und in den Köpfen derer, die nichts anderes sehen und tun wollen, ist keine Umstrukturierung möglich... Shit - ich bin am Ver_ zweifeln... mal wieder ... ... und denke nach ... Liebe Grüße
Zuletzt geändert von struktur-los am So 04 Sep, 2011 19:26, insgesamt 1-mal geändert.
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von Corazon De Piedra » Mo 05 Sep, 2011 07:50
Liebe struktur-los, zunächst mal, Entschuldigung, für die falsche Ansprache, es ist mir bis jetzt leider nicht klar, wie ich hier sehen kann, ob jemand maskulin oder feminin ist, dennoch, mein Fehler, Entschuldigung. Die von dir beschriebenen globalen Projekte sind sicher der richtige Weg, langfristig etwas zu erreichen, auch eine Veränderung im Bewusstsein der Menschen zu erzielen. Nein, ich lache da nicht und frage wie lange das dauern wird und wem es zunächst mal nützen wird. Es wird keinen anderen Weg geben, wenn man wirklich dauerhaft etwas erreichen will. Ob das aber jemals erfolgreich realisiert wird oder nicht, das weiss ich auch nicht. Das ist die eine Sache. Die andere ist die, dass ich ein sehr emotionaler Mensch bin und manche Sachen mich eben fürchterlich aufregen. Dann suche ich keine langfristigen Lösungen sondern lasse meine Gefühle, meine Wut raus und schreibe einen Text. Ich bemühe mich dabei, kalt und emotionslos zu bleiben, eine kalte Wut sozusagen. Dieses Gedicht hier, da habe ich mich mal wieder fürchertlich über die F.A.R.C. aufgeregt. Die F.A.R.C. wird ausser von meiner Heimat in Südamerika nur noch von Kolumbien als terroristische Organisation eingestuft. Und dann noch von den USA, Kanada und der EU: das sagt doch schon wieder alles über die "Staatengemeinschaft". Liebe struktur-los, ich habe auch keine Lösung für die Probleme der Welt, keine besseren Ideen wie du und vielleicht führt meine Wut mich in die Irre, aber es gibt Dinge, da könnte ich wirklich kaltlächelnd abdrücken, genau wie es die anderen tun. Davon handelt mein Gedicht. Ich will ja in meinen Texten nicht der Welt verkünden, was zu tun ist, meine Texte sind Momentaufnahmen meiner Gefühlslagen, meiner Wut oder meiner Liebe. Was passiert denn, wenn man in einer Situation ist in der man sich wehren muss? Man wird genauso gefühllos und kalt wie die, gegen die man sich wehrt. Ob das richtig ist? Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, was die Realität ist. Es gibt hier in Deutschland kaum Nachrichten über die F.A.R.C., ausser als damals nach sechsjähriger Geiselhaft die kolumbianische Präsidentschaftskandidatin Íngrid Betancourt nach sechsjähriger Geiselhaft bei der F.A.R.C. von kolumbianischen Militär befreit wurde. Dass die F.A.R.C. Jugendliche zwangsrekrutiert, die Mädchen 3 Monats Spritzen bekommen, um sie durch die Kommandanten sexuell benutzbar zu machen, dass die Indios von der F.A.R.C. als "Tiere" angesehen werden und durch die F.A.R.C. ein Genozid an den Awá verübt wird, dass weiss hier kaum einer, ehrlich gesagt, das interessiert hier auch keinen, man hat hier andere Prioritäten, was ich auch verstehe. Und so entsteht dann halt so ein Gedicht von mir. Aus Wut, aus Verzweiflung, aus Hass und voller Gewalt. Sicherlich nicht ein objektiver, sachlicher Text mit einer Anleitung zur Weltverbesserung, nur sozusagen eine Tagebuchseite meines Seelenlebens. Liebe Grüsse Corazon
Zuletzt geändert von Corazon De Piedra am Di 13 Sep, 2011 15:10, insgesamt 2-mal geändert.
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von struktur-los » Mo 05 Sep, 2011 23:54
Liebe Corazon, du musst dich bei mir nicht für eine "nicht korrekte Ansprache" entschuldigen. Es war auch nur ein Hinweis meinerseits, keine Empörung oder dergleichen. Vielen Dank für deine Worte. Es ist schön, dass du so offen über deine Gefühle sprichst und mir ein Bild vor Augen hältst, dass ich ansonsten niemals (so) wahrgenommen hätte. Ich kann somit deine Wut nachvollziehen, auch wenn ich nach wie vor meine Einstellung und meine Hoffnung beibehalte, die ich in meiner ersten Antwort offen gelegt habe. Deine Ausführungen machen mir mal wieder bewusst, wie wenig man/ich doch weiß bzw. wie wenig tatsächlich über die öffentlichen/bekannten Medien nach außen dringt, und in welchem Maße auch ich persönlich in der Lage bin bzw. mich bewege, um außerhalb meiner "Grenzen" nach Informationen zu suchen, diese überhaupt wahrzunehmen und einzuordnen in das, was ich so gerne als Ganzes bezeichne/betrachte. Ja, siehste, jeder hat so sein Päckchen zu tragen und ich kann nicht behaupten, dass ich frei von Gedanken - bezüglich Ängsten, Sorgen und Zweifeln bin, wenn es da auch so viel Schönes gibt, was mich wirklich erfreut. Ok... dann freue ich mich auf ein baldiges Wiederlesen. Liebe Grüße
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von Corazon De Piedra » Di 06 Sep, 2011 23:01
struktur-los hat geschrieben:Ich kann somit deine Wut nachvollziehen, auch wenn ich nach wie vor meine Einstellung und meine Hoffnung beibehalte, die ich in meiner ersten Antwort offen gelegt habe. Liebe struktur-los, es gefällt mir ausserordentlich gut, dass ich in dir einen Gesprächspartner gefunden hat, der meine Gefühle nachvollziehen kann, und der dennoch an seiner Einstellung festhält. Etwas anderes würde ich nicht erwarten. Mich irritiert manchmal der missionarische Eifer mit dem manche Leute einen partout von der allgemeingültigen Richtigkeit ihrer Meinung überzeugen wollen. Ich habe diesen Ehrgeiz nicht, weil ich ständig sowohl an mir selbst als auch an meinen Überzeugungen zweifele. Ich bin nicht sonderlich selbstsicher, ich erwecke nur gern den Eindruck. Und wenn du sagst, deine Gefühle verstehe ich, aber ich habe dazu eine andere Einstellung ist das für mich völlig okay. Mehr will ich gar nicht, als einen Gedankenaustausch ohne Rechthaberei oder gar Bissigkeit. Und die Kommunikation mit dir passiert ohne solche Sachen, das gefällt mir. Liebe Grüsse Corazon
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