Literaturforum

[struktur-los]

Immer wenn du gehst,
steigt der Turm
und alles Meer zieht sich im Raum
bis zu den Kleidern aus.

Die Bäume spannen ihre Hauben
weit übers Feld - wo
all die stillen Vögel kreisen,
keine Feder zieht ins Haus.

Und der Mond stürzt in den See,
ruht dort – leis‘ erlischt sein Licht
Draußen zündet‘ s Feuer an,
erleichtern dir die Sicht.

Wo Flüsse fließend wiesen
Gründe sich am Grund ergießen
hin fort im Sein zum Ist – in mir
wo du nie warst (vergangen bist?)

bin ich ein Teil von dir.


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Oktoberwettbewerb 2012

[Perry]

Hallo struktur-los,

kommt etwas futuristisch/irrational rüber

"steigt der Turm ..."

was hauptsächlich deshalb auffällt, weil der Rest eher naturnah geschrieben ist.

Sprachlich wird es am Schluss noch etwas "grübelnd", weil

"Wo Flüsse fließend wiesen
Gründe sich am Grund ergießen"

trotz der zeilenübergreifenden "wiesengründe", letztere sich eher nicht ergründend ergießen.

Unabhängig davon sind Bilder wie

"alles Meer zieht sich im Raum
bis zu den Kleidern aus." und

"Bäume spannen ihre Hauben"

für mich lyrisch ansprechende Bilder.

LG
Perry

[struktur-los]

Hallo Perry,

kommt etwas futuristisch/irrational rüber

"steigt der Turm ..."

was hauptsächlich deshalb auffällt, weil der Rest eher naturnah geschrieben ist.

... futuristisch?... hm - diese Aussage stimmt mich nachdenklich, irrational träfe wohl auf jedes Gedicht zu, das mit Bildern arbeitet. Es ist jedoch dein Empfinden und das gestehe ich dir gerne zu.

Vielen Dank für deine Lese-Eindrücke und dein Ansprechen der lyrischen Bilder.



Liebe Grüße
struktur-los

[rivus]

hallo strukti,
das gedicht spricht für sich. ich habe es auch empfohlen.


lg der rivus

[struktur-los]

Vielen Dank, Rivus.

(es spricht also für sich? - hm.)

[wilma]

Hi struktur-los,
immer, wenn du gehst ... impliziert (auch) ein regelmäßiges Wiederkommen, nicht wahr?
Bei erhöhtem Turm, Hauben auf Bäumen und einem Meer, das sich auszieht ... habe ich das Bild von Kopf- und gleichzeitig Stillstand (die Welt steht still) und vollendeter Trauer, einem Gefühl, was um Ausdruckt ringt, was Wahrnehmung trübt und wie schwerflüssiger Sirup eindickt.
('In mir, wo Du nie warst - bin ich ein Teil von Dir' ... da denke ich, wenn ich nicht viel auf eine klassische Liebesbeziehung assozzieren will, an die natürliche Vorstellung, die ich als Mutter habe, und in der mein Kind das sagt/beschreibt, denn genetisch ist es - von der DNA - ein Teil von mir (meiner DNA) ).
Gleichzeitig kann es auch eine Liebesbeziehung sein und das 'in mir, wo Du nie warst - bin ich ein Teil von Dir' entweder ausdrücken (mal frei rumgesponnen), dass es da entweder keine sexuelle Komponente gab .... oder aber (emotional) eine Nähe, wie sie vom lyr. Ich angeboten wurde, auch in Form von Empathie, nie in der erhaltenen (vom lyr. Du) Intensität erwidert wurde. Und da bleibt Sehnsucht, das Gefühl von 'Entrissenheit' und 'zugezogenen Vorhängen' bei mir, der Leserin. Die Passage 'Wo Flüsse fließend wiesen, Gründe sich am Grund ergießen', spüre ich so etwas wie 'nach Luft schnappen'. Auch wenn mir das hier etwas 'too heavy' anmutet ... aber das ist ja subjektiv.
Joooaaa - das ist mein Eindruck. Und dass ich es eindrücklich finde und sehr lyrisch; ein feines Stück (auch, wenn ich es fehlwahrnehme ... vielleicht ...).
Alsdann, mit vielen Grüßen
Wilma
Edit: Es kam mir auch noch ein weiteres Bild, nämlich perspektivisch das vom Turm aus. Aus einer Art Rapunzel-Sicht ...

[struktur-los]

Hey Wilma,

ich danke dir für dein Interesse und die inhaltliche Auseinandersetzung mit meinem Gedicht.

Edit: Es kam mir auch noch ein weiteres Bild, nämlich perspektivisch das vom Turm aus. Aus einer Art Rapunzel-Sicht ...

.. ... wow, hm... ich lass das mal auf mich wirken..

Danke auch für deinen Zuspruch und das Gefallen. Freut mich.

Liebe Grüße
strukti