Optimistische, fröhliche Gedichte

Der Lauf

Beitragvon sandkorn » Di 30 Apr, 2013 13:10


Einst,
gab der Spiegel deiner Seele,
alle Farben dieser Welt wieder,
kraftvoll leuchtend,
vereinten sie sich,
sie atmeten,
im Glanz deiner Augen.

Jetzt,
im trüben Wasser schwimmend,
erst ganz leise und kaum merklich,
höre ich die Farben,
den Spiegel durchbrechend,
erzählen sie,
sprechen deutlich zu mir,
darauf brennend,
all`die Geschichten wiederzugeben.
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Re: Der Lauf

Beitragvon kokoschanell » Di 30 Apr, 2013 20:42


hm. ja. ich würde es interpretieren, liebe sadkorn als "reifeprozess".
leuchtend geben die augen alles wieder, was die seele unbedarft erfühlt.
irgendwann, wenn man auch leid erfahren hat, im trüben wasser schwimmt, trüben sich die farben auch im auge. sie leuchten nicht mehr so.

dann sehen wir nicht, sondern hören- in uns hinein. finden gründe, erklärungen oder bleiben im zweifel.
der lauf (des lebens).

formal sind mir zu viele partizipien drin, die es mir persönlich zu starr machen. grade, weil es sich ja um eine entwocklung handelt, die dargestellt werden soll.
aber vielleicht geschmacksache.
lg in den mai von koko
Vielleicht stünde es besser um die Welt, wenn die Menschen Maulkörbe und die Hunde Gesetze bekämen.

G.B. Shaw
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Re: Der Lauf

Beitragvon struktur-los » Mi 01 Mai, 2013 21:53


Hallo Sandkorn,

mich spricht dein Gedicht inhaltlich an.

Sich in einen anderen Menschen hineinspüren, ihn und seine Seele wahrnehmen und erkennen, kann und will man sicherlich insbesondere dann, wenn man diesen Jemanden sehr mag und sich in gewisser Weise auch für ihn verantwortlich fühlt. Das ist zumindest mein Empfinden, meine Einstellung.

So nimmt man auch Veränderungen an und in ihm wahr, die sich hier, in deinem Gedicht sehr schön in den verschiedenen Bildern der zweiten Strophe widerspiegeln. Es ist ein sehr warmherziges Gedicht, geschrieben von einem empathischen und offenherzigen Menschen – ja, so wird es sein. Bild

Ansonsten liest es sich trotz der Zeilenumbrüche sehr prosaisch, was nicht schlimm ist, dem Gedicht aber passend zum inhaltlichen Klang keinen äußeren verleiht - dies wiederum ist auf jeden Fall eine Herausforderung, der ich mich selbst auch nicht immer stellen kann und mag.

Wenn es dir aber genau_so gefällt, dann lass es so bestehen, andernfalls würde ich mich, wenn du magst, auch gerne um einen Vorschlag bemühen.

Hab' noch einen schönen Abend!

Liebe Grüße
strukti

Nachtrag: Nun hätte ich meine brennende Frage beinahe vergessen: In welchem Verhältnis steht der Titel zum Text? Wie begründet er sich? Weist er auf den Lauf bzw. auf die Entwicklung der Dinge hin, die hier umschrieben, bebildert wird?
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Re: Der Lauf

Beitragvon sandkorn » Sa 11 Mai, 2013 17:31


Hallo Koko,

meine Antwort hat etwas auf sich warten lassen, sorry.

Erst mal vielen Dank für`s Auseinandersetzen mit den Zeilen. Mmh ja, du kommst mit deiner Interpretation meinen Gedanken schon sehr nahe. Ja, es handelt sich um ein Entwicklungsprozess, um ein Reifeprozess sozusagen. Aber kein Reifeprozess, den man erfährt, aus Erfahrungen, die man im Laufe seines Lebens macht und daran reift. Tatsächlich hatte ich den Prozess des Altwerdens bzw. des Altseins im Kopf. Die einst leuchtenden Augen werden trüb und trotzdem haben sie so viel zu erzählen, wenn man sich auf den Menschen einlässt. Es sind so viele Erinnerungen vorhanden, die auch gerne erzählt werden wollen. Deine Auslegung ist auch sehr interessant und passt gut zu dem Gedicht oder umgekehrt.. Bild Wie dem auch sei, wichtig ist ja eigentlich auch nicht das Ergebnis, sondern dass die Zeilen zum Nachdenken anregen und auch ein Stück die Phantasie..

Liebe Grüße von
sandkorn

P.S.: falls du Lust hast, liebe Koko, könntest du mir vielleicht deine Variante dieses Gedichtes darlegen ? Ich lerne immer gerne dazu. ;)
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Re: Der Lauf

Beitragvon sandkorn » Sa 11 Mai, 2013 17:53


Hallo Strukti,

auch dir ein herzliches Dankeschön.. und für deine lieben Zeilen.. =)

Auch deine Auslegung enthält Elemente meiner Gedanken, die zu diesem Gedicht geführt haben, insbesondere sich "in einen Menschen hineinspüren können", setzt immer das Wollen voraus. Und das Gelingen hängt auch davon ab, in wie weit man bereit ist, sich selber in dem Moment zurückzunehmen. Übertragen auf das Gedicht bedeutet es, wie groß ist meine Bereitschaft, sich auf einen alten Menschen und dem, was er zu sagen / zu erzählen hat, einzulassen.

Gerne möchte ich natürlich auch deine Frage beantworten. Obwohl du aus der obigen Erklärung und auch aus meiner Antwort an Koko, deine Frage zu dem Titel schon beantwortet bekommen hast. Der Lauf des Lebens, das Unumstößliche , der Prozess des Altwerdens und das Altsein. (obwohl der Prozess an sich nicht deutlich wird, gebe ich zu.., dafür ist das Gedicht etwas zu kurz geraten)..

Im Moment mag ich daran nichts ändern, aber gerne würde ich auch dein Vorschlag, deine Variante lesen wollen. Also, nur zu.. Bild :)

Liebe Grüße
sandkorn
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