Gedichte, die gesellschaftliche oder politische Themen behandeln

Aufenthalt

Beitragvon rivus » Fr 04 Mär, 2016 14:51


Schnee ist
die Erinnerung aufkleiden
ein geheimer Zauber

nur das stehengebliebene Fuhrwerk
archiviert uns auf Schneeflockenweise
Tag auf Tag

ausgespannt
Räderwerk und Deichsel
ohne Zeit

doch hören wir
das Schlagen der Hufe

die Schneekönigin
schläft

II
Zu Zweit
die Kälte verlassen
im Schlepptau die Schuld

nur der Alp der Träume
erfindet uns neu
alle du und ich

allein
Unschuld und Stunde
nicht einmal endlich

noch träumen wir
das Vorüberziehen des Winters

die Ewigkeit
läutert
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Re: Aufenthalt

Beitragvon Perry » Fr 25 Mär, 2016 15:12


Hallo Rivus,
mit der sanften Schwermut von Märchen gemalte Bilder über den "Aufenthalt", der ja das Befristete bereits im Wort trägt.
Was bleibt uns anderes, als das Gewesene Revue passieren zu lassen.
"Zu Zweit die Kälte verlassen" ist für den Moment ein tröstlicher Vorsatz, was hinter den sieben Bergen wartet wissen wir nicht. ;)
Gern gelesen!
LG
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Re: Aufenthalt

Beitragvon vakuum » Fr 25 Mär, 2016 19:01


Hallo rivus,
gerade weil dieser Winter kein Winter war, wirken Deine weißen Bilder, die Du mit Worten an den wolkenverhangenen Himmel malst, so attraktiv - und dass die Schneekönigin schläft, empfinde ich eher als tröstlich, ist diese doch in dem gleichnamigen Märchen stets eine, die nichts Gutes im Schilde führt, die danach trachtet, selbst unser Herz zu Eis werden zu lassen; sie besteht aus Kälte und bringt uns Kälte.
Schön, wenn man einen Weg aus der Kälte findet - erst recht zu zweit - ich hoffe, dass die Schuld, die mit einher schreitet und den Zweien (Liebenden?) wohl keine Zeit lässt, nicht die Sanftheit des Augenblicks überlagert. Wenn zwei träumen, sind Emotionen im Spiel, werden Hoffnungen gehegt und ich behaupte einfach mal restlos naiv: Kaum etwas benötigen wir aktuell so sehr wie große und gute Gefühle, weil die Tristesse der brutalen Realität uns derart mit trüben Gedanken füllt.
Sehr gerne gelesen, lg, vakuum
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