von rivus » So 27 Mai, 2012 17:20
Hallo wüstenvogel,
bin schon viele Male um dein "Ein Dichter" rumgeschlichen. Ich habe unzählige Male dazu auch Textskizzen angelegt, aber auch wieder verworfen. Du schreibst immer schlicht; so beschreibt auch dein Gedicht das LyrIch. Jedoch ist es wohl eine Dimension des Schreiberlings, der allzu gern an vielen Orten zur gleichen Zeit sein will, sein würde, wenn er es könnte, Welten mit Worten nacheifern, nachempfinden zu können, wenn seine Immobilitäten auch noch so groß sein sollten. Nun sind solche Worte in besonderer Form bezogen, Geschöpfe des Leibes, der Seele, des Temperaments des Schreibenden, die Blutströme des Wahrgenommenen und des Phantasierten, des individuellen Gewahrwerdens von Haben und Sein. Gestalt, Formgebung werden immer auch nach dem Maß, nach dem Verhältnis suchen, in welchem ein Lyr mit der Welt verankert ist oder gern sein würde. Das Lyrich kann sich seine, ihm angemessene Welt schaffen, aber er wird sie auch immer mit der realen Welt konfrontieren müssen, sie in diese entlassen, damit sie sich in ihr gewähren, bewehren, behaupten, auseinandersetzen kann. Ganz gleich aber, wie das existentielle Schicksal der Textwelt auch ausgeht, immer wird ein kleines Stück vom Einstigen, im Lyr sterben oder weiter leben.
Gern ein wenig nachgedacht!
Lg, rivus
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rivus am So 27 Mai, 2012 17:23, insgesamt 1-mal geändert.