Ich empfand das kräftige Lachen der Fahrgäste in meiner Nähe nicht als unangenehm. Es handelte sich um einige Mittfünfziger, die mit wohlgeformten- und gut durchbluteten Gesichtern ausgestattet waren. Bei einem gemeinsamen Kartenspiel, kamen sie der Errungenschaft der gesellschaftlichen Geborgenheit nach. Ihr Gelächter, nahezu wohlklingend, drängte mir ein hoffnungsvolles Bild des Alterns auf.
Als der Zug hielt, stieg ein Mann ein, der ebenfalls um die sechzig Jahre alt zu sein schien. Sein Gesicht erschien matt und erschöpft. Der Groll Jener, die Grund und Anlass für ihre Probleme stets bei Anderen suchen, hatte sich in seinen fleischigen Wangen verfestigt. Seine Kleidung war nicht schmutzig, wirkte aber mit zahlreichen Falten versehen, durchaus vernachlässigt. Die dunklen Haare waren lang und glatt, wobei eine Halbglatze ihm den unabweisbaren Panzer der Hässlichkeit bescherte. Er könnte ein ruhiges Leben führen; anders als jene, denen die Schönheit auferlegt wurde.
Seine Augen zeigten sich freundlich und aufmerksam; sie wiesen auf, dass der Mangel an äußerer Pflege, nicht aus einer umfassenden Unfähigkeit folgte, sondern einem Mangel an Interesse geschuldet war.
Als der Mann einen Wettschein im Din-A4 Format zückte, veränderte sich sein Gesicht. Die ständig waltenden seelischen Regungen, die den Ausdruck der menschlichen Physiognomie stetig zu formen wissen, erhöten die Spannkraft seiner Augenlider. Mit sicherer Hand führte er den Stift, um die entsprechenden Kreuzchen auf seinem Wettschein zu setzen. Es war vollendete Konzentration, die das graue Gesicht nun anmutiger als zuvor erscheinen ließ. Stark und mutvoll war er am Werk, traf Entscheidungen und vollendete seine Bestrebungen mit einem charmanten Lächeln. Dann war er wieder allein; die Kräfte des Wettens waren dahin. Er schaute sich um und sprach mich an.
Während der Wettprofi zu mir sprach, erhob sich einer der Kartenspieler und fragte mich, warum ich mir so viele Worte Seitens des Wettprofis anhöre. Ich ignorierte die unhöfliche Frage, doch der Wettprofi tat das nicht. Ein zaghafter Schmerz, dem er kaum Ausdruck zu verleihen gestattete, war in seinen Augen eingekehrt. Ein unwillkürliches Zucken seiner Mundwinkel, brachte das Unglück über die gesellschaftlichen Erfahrungen zum Ausdruck, die ihm zuteil geworden waren. Schweigsam und bedrängt wartete er die Gegenwart des Kartenspielers ab. Und ich tat es ihm gleich.